ZF CentriX, DJI und Shimano

Neue Motoren für E-Bikes: wer hat eine Chance gegen Bosch?

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In unsere Artikel zu den Urban Bike Highlights der Eurobike 2024 haben wir neue Motoren und Antriebe etwas ausgeklammert – obwohl es auch hier spannende Neuheiten gibt. Doch so gut ein neues System auch sein mag: wie schnell und ob überhaupt es sich im Markt etablieren kann, steht auf einem anderen Blatt.

Zwar hat Pinion mit seiner MGU zweifelsohne einen spektakulären Marktstart hingelegt. Grund dafür ist aber die Technologie dahinter, welche Getriebe und Motor vereint – und die aktuell kein anderer Hersteller bieten kann. Geht es aber um „normale” Mittelmotoren, scheint es deutlich schwieriger für Hersteller innovativer Produkte zu sein, sich gegen etablierte Hersteller durchzusetzen.

Eine Frage der Durchsetzungskraft

Bereits vor rund zwei Jahren kamen mit dem Fazua Ride 60 und dem TQ HPR50 gleich zwei Antriebe auf den Markt, die sich eigentlich perfekt für schlanke und leichte Urban E-Bikes eignen – entsprechend euphorisch berichteten wir damals. Marktführer Bosch hatte zu dem Zeitpunkt kein vergleichbares Produkt und brachte dann erst im letzten Jahr den neuen Performance Line SX heraus. Zwar durchaus leichter und kompakter als andere Bosch-Motoren, trotzdem aber deutlich klobiger und auffälliger als die von Fazua und TQ.

Und trotzdem: auf der aktuellen Eurobike waren bei zahlreichen Herstellern Bikes mit Boschs SX-Antrieb zu sehen, während es bei Fazua und TQ im Bereich der Urban Bikes kaum Neuheiten gibt. Dabei konnte zum Beispiel Fazuas Ride 60 im Riese & Müller UBN Five auch in unserem Test durchaus überzeugen.

Der große Durchbruch lässt aber auf sich warten: Neben Riese & Müller haben Canyon und Velo de Ville einige Commuter-Bikes im Angebot – allesamt aber schon seit Präsentation des Ride 60-Antriebs, seitdem gab es keine neuen Modelle. Noch überschaubarer sieht es bei TQ aus, wo der HPR 50 unter den urbanen Modellen eigentlich nur in einigen Commuter-Bikes von Bergamont und Simplon zu finden ist.

Sicherlich hat Bosch mit dem Performance Line SX das Thema der „Light E-Bikes“ mit leichten und kompakten Antrieben für ein größeres Publikum präsent gemacht. Gleichzeitig bekommt man den Eindruck, dass die Konkurrenz vom SX geradezu überrollt wurde. Nach nichtmal einem Jahr sehen wir schon jetzt zahlreiche Urban E-Bikes von Moustache, Kalkhoff, Cube, Cannondale oder Coboc mit diesem Antrieb. Und sogar Riese & Müller, Canyon und Bergamont haben Modelle mit dem Boschs SX im Angebot – als Ergänzung zu ihren Fazua- bzw. TQ-Bikes.

Trotzdem trauen sich aber noch weitere Hersteller in diesen durchaus ambitionierten Markt und zeigen, dass es weiterhin Platz für Innovationen gibt. Insbesondere ZF und DJI zeigten auf der Eurobike 2024 vielversprechende Neuheiten!

ZF CentriX: kompakter Motor auch für den urbanen Einsatz

Große Chancen auf einen Erfolg könnte zum Beispiel der neue CentriX von ZF haben. Hinter ZF steht – ähnlich wie bei Bosch – ein weltweit aktiver Technologiekonzern, der insbesondere im Automotive-Bereich erfolgreich tätig ist und nun auch bei den E-Bikes Fuß fassen möchte. Mit dem CentriX bringt man einen nur 2,5 Kilogramm leichten Motor mit einem leistungsstarken Drehmoment von bis zu 90 Nm bei bis zu 600 Watt. Zudem ist bereits jetzt eine weitere Variante des CentriX speziell für Gravel- und Urban-Bikes spezifiziert, die 75 Nm Drehmoment und bis zu 450 Watt bieten soll.

Besonders interessant ist dabei die kompakte Bauweise: der Mittelmotor hat eine zylindrische Bauform mit einem Einbaumaß von nur 88 Millimetern im Durchmesser und 118 Millimetern in der Breite. Damit ist er nur ungleich größer als eine 0,33 Liter Getränkedose und lässt sich mit Ketten- wie auch mit Nabenschaltungen kombinieren.

Im Vergleich zu Fazua und TQ ist der Motor damit ähnlich unauffällig, liefert aber deutlich mehr Drehmoment. Zum Vergleich: Fazuas Ride 60 leistet 60 Nm, TQs HPR50 nur 50 Nm. Und selbst der deutlich klobigere Bosch SX bietet mit 55 Nm weniger Drehmoment.

Auch der Rest des „ZF Bike Eco System“ kann sich sehen lassen: es enthält alle Antriebskomponenten wie Motor, Batterien, Bedieneinheiten, App sowie eine Anbindung an die Cloud. Insbesondere die Bedienelemente sind dabei hübsch gestaltet, das Display zudem zeitgemäß hochauflösend und mit Touch-Bedienung.

DJI Avinox: Full Power-Antrieb mit High-End Features

Auch der Kamera- und Drohnen-Hersteller DJI wagt den Einstieg ins E-Bike Segment und bringt mit dem Avinox einen 2,52 kg leichten Mittelmotor, der bis zu 105 Nm Drehmoment bei bis zu 850 Watt Leistung leisten soll – und damit Bestwerte für solch einen leichten Antrieb aufstellt! Formal ähnelt er hingegen den bekannten Mittelmotoren, ist damit also voluminöser als ZFs neuer CentriX-Motor.

Top-aktuell wirken aber auch hier die Bedienelemente mit einem Controller fürs Oberrohr, der neben einem Touch-Display auch einen SIM-Slot für GPS-Ortung und Alarmfunktion integriert hat. Spannend auch die umfangreiche App-Integration und die Akkus, die mit 3,74 kg für die 800 Wh-Variante und nur 2,87 kg für das Modell mit 600 Wh erfreulich leicht und schnellladefähig sind. Hier scheint sich die Erfahrung des Herstellers aus seinen anderen Geschäftsfeldern auszuzahlen. Zum Start hat man bei DJI allerdings die elektrischen Mountainbikes im Fokus, bietet dazu auch ein eigens entwickeltes Bike unter der Marke Amflow an.

Shimano EP5 und E5100: die neue Einstiegsklasse

Mit dem EP5 und E5100 erweitert Shimano sein Angebot an Mittelmotoren weiter nach unten. Anstatt neuer Spitzenwerte bei Leistung und Gewicht, sollen beide Antriebe also eher in erschwinglichen Bikes zu finden sein und eignen sich gut für urbane E-Bikes. Shimanos EP5 stellt dabei die neue Mittelklasse im Line-up der Japaner dar, nachdem im Vorjahr bereits der EP6 unterhalb des Topmodells EP8 vorgestellt wurde. Alle drei Motoren sind dabei identisch, was ihre Größe angeht. Mit 60 Newtonmetern bietet der neue EP5 aber weniger Drehmoment als seine beiden größeren Geschwister und ist mit fast 3 kg schwerer. Dafür soll er besonders geräuscharm arbeiten und hohe Reichweiten ermöglichen, ist zudem mit Shimanos Auto Shift-Technologie für automatisches Schalten kompatibel.

Nochmals darunter ist der Shimano E5100 positioniert, der die Bauart der Vorgängergeneration von Shimanos Motoren aufgreift. Sein Drehmoment ist mit 50 Nm noch etwas schwächer als beim EP5, dafür wiegt er mit 2,4 Kilogramm etwas weniger.

Welcher E-Bike Motor setzt sich durch?

Selbst für etablierte Marken wie Shimano scheint es nicht einfach zu sein, sich bei den Mittelmotoren gegen die Dominanz von Bosch durchzusetzen – zumindest im Bereich urbaner E-Bikes. Zwar finden sich Shimanos EP8 und EP6 durchaus in einigen Modellen, etwa im von uns getesteten Orbea Diem oder hier im Rose Backroad Plus. Die Mehrheit der Bikes hat aber einen Antrieb von Bosch verbaut.

Fraglich also, welche Chancen die vielversprechenden Neuheiten von ZF und DJI haben werden und wie es mit den Systemen von Fazua und TQ weitergeht. Ein Erfolg wäre allen Anbietern zu wünschen, denn so abgedroschen es auch klingt – Konkurrenz belebt das Geschäft!

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