It’s that time of year again – Die Eurobike öffnet in Frankfurt ihre Tore und ist auch in diesem Jahr der Termin schlechthin, um die neuestes Produkte und Trends der Fahrradbranche zu entdecken. Auch wenn der bisherige Rhythmus jährlich neuer Produktzyklen spätestens seit Corona mehr und mehr aufgegeben wird, nutzen dennoch viele Hersteller die Messe zur Ankündigung von Neuheiten. Wie immer fokussieren wir uns im Rundgang insbesondere auf die vielfältige Sparte der Urban Bikes und deren Zubehör. Viel Spaß!
Urban Bike-Neuheiten der Eurobike
Während im Vorjahr die Neuheiten bei den elektrischen Antrieben das Thema war – Bosch präsentierte den kompakten SX-Motor und Pinion die Motor-Getriebe-Einheit MGU – geht es diesbezüglich in diesem Jahr etwas ruhiger vor. So hat Bosch diesmal gar keine Hardware-Neuheiten am Start und konzentriert sich auf Software-Neuerungen (wobei die Spatzen von den Dächern pfeifen, dass ein Nachfolger des starken CX-Motors bereits in den Startlöchern steht). Unübersehbar ist inzwischen aber, wie gut der SX-Antrieb im Markt angekommen und somit in zahlreichen Bikes anzutreffen ist.
Kalkhoff hatte ja früh auf den Bosch SX-Antrieb gesetzt und gleich drei Modellreihen damit bestückt – wir berichtetet bereits ausführlich über die Bikes in diesem Artikel. Auf der Eurobike sind nun Varianten mit Federgabel zusehen, unter anderem in einem großartigen zitrusgelben Farbton. Ebenso neu ist das neue SUV E-Bike ENTICE 7+ von Kalkhoff, das dank seiner Vollfederung höchsten Komfort verspricht.
Ähnlich dem SX-Motor zeichnet sich auch der Erfolg von Pinions MGU ab: die Zahl der Hersteller hat sich nun schon verdoppelt, die Bikes mit der innovativen Motor-Getriebe-Einheit ausstatten. Neu dabei ist nun unter anderem Moustache, die die MGU im Prototypen Project BOX 46 zeigten. Das Full Suspension-Mountainbike wird 2025 erscheinen und ist zudem das erste Bike der Franzosen, das mit einem anderen Antrieb als einem von Bosch ausgestattet ist. Ob die MGU später auch den Weg in das Urban Bike Line-up von Moustache finden wird? Wir hoffen es!
Auch Riese & Müller nutzt nun Pinions MGU in den neuen Bikes Delite5 und Homage5 – wir berichteten bereits ausführlich in diesem Artikel. Dass diese neue Rahmenplattform modular für verschiedene Antriebe genutzt werden kann, ist dort schon zu lesen. Passend dazu ist auf der Eurobike bereits ein Modell für den kommenden Bosch CX-Motor zu sehen.
Bleiben wir bei Pinion, die auch abseits ihrer MGU mit dem Tretlagergetriebe immer öfters zu sehen sind. So gibt es das ikonische Geos Bike nun als Gravel-Variante mit Dropbar-Lenker und dem elektrisch geschalteten Pinion Smart.Shift-Getriebe. Wir hatten das Getriebe im regulären Geos bereits hier ausführlich im Test. Monopole zeigen ebenso ihr kompaktes Lastenrad als Prototypen mit elektrischem Getriebe und Dropbar-Lenker.
Schindelhauer Bikes setzten ebenso schon früh auf Pinion, bei den E-Bikes in Kombination mit Mahles X35-Antrieb. Auf der Eurobike sind nun aber die Modelle Arthur und Emil mit dem neueren und noch leichteren Mahle X20-Antrieb ausgestellt.
Vergleichbarer Antrieb, anderer Style: Nordic Bikes aus Dänemark setzen ebenso auf Mahles X20-System, wahlweise mit dem Pinion-Getriebe oder mit Kettenschaltung. Das Design dieser urbanen Bikes ist großartig mit vielen feinen Details!
Wir bleiben im Premium-Segment, wo Desiknio aus Spanien mit einem ganz neuen Modell präsent sind: das Oxytocin ist das erste echte Tiefeinsteiger-Bike der Marke und nutzt das 6-Gang Pinion-Getriebe in Verbindung mit Mahles brandneuem X30-Antrieb. Der Preis soll bei 4.995 Euro liegen.
Auch auf den neuen X30-Antrieb von Mahle setzen Pelago Bicycles für ihre ersten E-Bikes. Die Marke aus Finnland ist bislang für klassische Stahlrahmen-Bikes bekannt, die gerne mit Frontgepäckträger ausgestattet sind. Diese Merkmale wurden nun auf die E-Bikes übertragen und man kann durchaus sagen, dass dies sehr gut gelungen ist! Drei Bikes wird es ab 2025 geben, hier zu sehen ist das Olari mit Diamantrahmen. Die Preise sollen unter 4.000 Euro liegen.
Doch auch abseits des Premium-Segments gibt es zahlreiche interessante E-Bike Neuheiten zu sehen. So zum Beispiel bei Tenways, die sich inzwischen einen Namen für gute Bikes zum fairen Preis gemacht haben. Am eindrucksvollen Messestand sind natürlich die neuen Modelle aus 2024 zu sehen – das Lastenrad Tenways Cargo One und das Smart Bike Tenways CGO 009 (unsere Tests zu beiden Modellen sind verlinkt). Neben der Limited Edition des Tiefeinsteiger-Bikes CGO 800S ist auch eine echte Neuheit zu finden: das Tenways CGO 600 Plus – eine Variante des (hier getesteten) Pro-Modells, die anstatt des Singlespeed-Antriebs mit einer Kettenschaltung ausgestattet ist und nochmals 100 Euro erschwinglicher wird.
Für günstige Bikes ist ADO bekannt, die auf der Eurobike unter anderem das neue ADO Air 28 Pro dabei haben. Das besondere daran: der Nabenmotor im Hinterrad verfügt über ein Zweigang-Getriebe und bietet so deutlich mehr Potenzial, als man es von herkömmlichen Singlespeed-Bikes ohne Gangschaltung kennt.
Während Scott und die Schwestermarke Bergamont bislang bei leichten Mittelmotoren auf das Antriebssystem von TQ setzten, wird das Angebot bei urbanen Bikes nun auch mit dem Bosch SX-Motor erweitert. Bei Scott heißen die neuen Bikes Passage, bei Bergamont hingegen Helix.
Bereits im Vorjahr kündigten Coboc ihr erstes Light-SUV Bike an, das ebenso mit dem SX-Motor ausgestattet ist. Während es damals nur als Prototyp zu sehen war, ist es nun final unter dem Namen Skye erhältlich und zieht die Blicke mit zweifarbiger Flip-Flop-Lackierung auf sich. Doch auch bei den puristischen Modellen mit Cobocs eigenem Antriebssystem gibt es Neuerungen: das neue Torino GRV tritt als sportives Gravel E-Bike auf und ist mit einem typischen Dropbar-Lenker versehen.
Nachdem sich die Schweizer von EGO Movement neu strukturiert haben, präsentiert man sich auf der Eurobike nun mit einem neuen Line-up urbaner Bikes. Geblieben ist dabei der sympathische Retro-Look, die Technik wurde aber grundlegend verändert. So setzt man nun beim Antrieb auf Shimano und verbaut den EP6-Mittelmotor mit einer Nexus-Nabenschaltung und Riemenantrieb.
Ebenso dem Urban Bikes Segment will sich Newcomer Hepha im kommenden Jahr annehmen. Mit dem Hepha Urban 7 zeigt man auf der Eurobike ein spannendes Konzept, das viele clevere Ideen zeigt: Neben der abschließbaren Box an der Front lässt sich der Dropper-Vorbau flexibel in der höhe verstellen. Zudem bietet das Bike zum Diebstahlschutz eine sperrbare Vorderradnabe.
Lastenräder
Das Thema Lastenrad ist kein Trend mehr, vielmehr haben sich die praktischen Transport-Bikes inzwischen fest etabliert. Und trotzdem ist Platz für Neues – so sind in letzter Zeit vermehrt kompaktere Lastenrädern zu sehen, wie auch die Eurobike Award-Gewinner zeigen: das LAX E-Bike hatten wir ja bereits vor kurzem ausführlich vorgestellt, ebenso wurde hier das Riese & Müllers Carrie bereits gezeigt – ist nun aber auch endlich im Handel erhältlich.
Auch bei Gates – Hersteller des Riemenantriebs Carbon Drive – sind solche Lastenbikes Thema. So gibt es ein Yoonit Lastenrad im Graffiti-Look der Post mit buntem Zahnriemen zu sehen, ebenso das angesprochene LAX Bike, das auch kompatibel mit dem Zahnriemen ist. Spektakulär: ein skurriles Omnium-Hochrad mit zwei Riemen 🙂
Vorhang auf für Muli, deren Stand nicht nur von außen auffällt – auch im Inneren gibt es spannende Neuheiten zu sehen! So gibt es neues Zubehör, wie die Befestigung für eine Maxi Cosi-Babyschale. Für Gewerbetreibende gibt es eine Variante des Muli, die flexible Möglichkeiten zur Beladung mit Boxen gibt, die sich dann festzurren lassen. Außerdem gibt es ein abschließbares Fach im unteren Bereich, das ebenso eine Eurobox aufnehmen kann. Letztlich ist nun auch das bereits ankündigte Muli EU serienreif, das vornehmlich mit Komponenten aus europäischer Produktion ausgestattet ist. Dort verbaut ist die neue Nabenschaltung von 3×3 die – richtig gerechnet – neun Gänge bietet.
Eine Besonderheit der 3×3-Schaltung: sie soll ein Drehmoment von bis zu 250 Nm vertragen und dabei völlig wartungsfrei sein. Damit eignet sie sich – im Vergleich zu allen anderen Nabenschaltungen – selbst für stärkste Mittelmotoren und bietet zudem die Möglichkeit zur elektronischen Ansteuerung. Zum Start gibt sich die Schaltung unter anderem in Bikes von Vello, Nicolai, Butchers & Bicycles, Muli oder auch von Yoonit.
Yoonit selbst ist natürlich auch auf der Eurobike anzutreffen – der schwefelgelbe stand ist kaum zu übersehen. Dort präsentiert man unter anderem den neuen Kindersitz-Aufsatz, welchen wir euch bereits im März im Artikel von der Cyclingworld Düsseldorf gezeigt hatten.
Ebenso unübersehbar: die neongelbe Kollaboration zwischen Bergamont und Julien Riganti a.k.a. 8000 Watt, von der es genau zwei Exemplare gibt. Eines fährt Julien, das andere wird via Instagram verlost.
Neu ins Lastenrad-Business will auch Lemmo einsteigen. Am Stand ist das APV Concept zu sehen – ein vollgefedertes Longtail-Lastenrad, das wir in diesem Artikel schon ausführlicher vorgestellt haben. Daneben werden natürlich auch die Smart Bikes Lemmo One ausgestellt, die sich im Freigelände zudem testen lassen. Eigenwerbung: wir hatten das Lemmo One auch schon hier im Test.
Diverses
Custom, handmade, unique – in der Handmade Area der Eurobike zeigen etwa 40 Anbieter aus Rahmenbau und individueller Fahrrad-Fertigung ihre sehenswerten Produkte.
Bikes im Regal gibt es bei Eovolt und Brompton zu sehen – das Faltradkonzept macht es möglich. Während bei Eovolt die neue Version des elektrischen Faltrads Afternoon Pro gezeigt wird, ist bei Brompton die Paris Edition der Star.
Neues auch bei den Kinderrädern: li:on bikes von den ehemaligen Profi-Radsportlern Marcel Kittel und Tony Martin zeigen ihre coolen Bikes, die besonders durch das großflächige Rücklicht auffallen – und ohne Motor ausgestattet sind. Ganz anders die Neuheit von Academy mit Bosch-Motor, betrieben vom eigentlich als Range Extender konzipierten Bosch PowerMore 250-Akku.
Viele Neuheiten gibt es zum Thema Licht zu sehen: Busch & Müller zeigen mit dem Turntec ihre Lösung für ein Fahrrad-Blinker, der seit kurzem auch offiziell zugelassen ist. Ein spannendes Produkt, das für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen dürfte! Ebenso spannend ist der neue Briq XL-Scheinwerfer mit integriertem Kurvenlicht, welches Neigung und Fahrtrichtung automatisch erkennt und den Lichtkegel passend dazu ausrichtet.
LightSKIN hat das Produktportolio mit integrierten Lichtern umfangreich erweitert: So gibt es den LightSKIN-Lenker nun als H1E in zahlreichen neuen Varianten von Flatbar und Riser bis Dropbar. Die Lichtleistung soll dabei mit 400 Lumen dreifach so hoch sein, wie beim Vorgänger (den wir hier getestet hatten). Auch für die legendäre Lightskin-Sattelstütze gibt es ein Update: als LightSKIN SF hat die Sattelstütze nun neben einem LED-Element oben einen Glasfaser-Lichtstreifen, der durchgängig nach unten verläuft.
Zu den Gewinnern eines Eurobike Awards zählen auch Produkte von Abus: der Fahrradhelm Hyp-E etwa, dessen integrierte Lichter eine Blinker- und Bremslichtfunktion bieten. Letztere wird über einen kabellos angesteuerten Überzug für den Bremshebel ausgelöst.
Gleich zwei Schlösser stattet Abus mit innovativer Fingerprint-Technologie aus: das Kettenschloss Yardo und ein Faltschloss aus der Bordo-Serie lassen sich nun ganz einfach per Fingerabdruck öffnen. Ebenso interessant: das neue Infinity Loop-Schloss, welches Seil und Schloss-Mechanismus vereint.
Am Stand von tex—lock gibt es das ganze Line-up textiler Fahrradschlösser zu sehen, darunter natürlich auch das neue D-Lock, welches wir erst kürzlich hier im Test vorgestellt hatten.
Noch bis zum Sonntag kann die Eurobike 2024 auf dem Messegelände in Frankfurt besucht werden. Insbesondere aufgrund des großen Testgeländes lohnt sich die Reise dorthin, wo zahlreiche Bikes zur Probe gefahren werden können. Weitere Infos dazu gibt es auf der Website der Eurobike.