Im April präsentierte VanMoof das neue S3 und kurz danach zog im Juni Cowboy mit der dritten Generation des smarten Bikes nach. Beiden Neuheiten gemein ist, dass die smarten Funktionen der Bikes im Vordergrund stehen und die motorisierten Antriebe jeweils verbessert wurden. Außerdem werden beide Räder nur direkt über die Websites der Hersteller vermarktet, was sich in den attraktiven Verkaufspreisen zeigt. Doch gibt es auch zahlreiche Unterschiede, welche dieser Artikel beleuchten soll.
Update: Inzwischen gibt es hier einen neuen Vergleich mit den 2021er Modellen von VanMoof, dem Cowboy S4 und dem neuen Veloretti Electric.
Die Gemeinsamkeiten
Bei beiden Bikes handelt es sich um E-Bikes, die nach der Pedelec-Richtlinie mit einem Motor von 250 Watt Dauerleistung ausgestattet sind und bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h elektrische Unterstützung leisten. Es gibt kein klassisches Display an den Rädern, stattdessen sind Anzeigen im Rahmen integriert, die über den Akkustand informieren. Beim VanMoof können zudem Infos über die Geschwindigkeit oder zum Diebstahlschutz dargestellt werden. Alle weiteren Infos sind in die jeweils zugehörige und kostenlose Smartphone-App ausgelagert, welche bei beiden Bikes zum festen Bestandteil der Nutzung gehört. Neben technischen Einstellungen dienen die Apps auch der Navigation oder zur Ortung der Räder, wofür beide Modelle einen integrierten GPS-Sender verbaut haben.
Beide Räder sind mit hydraulischen Scheibenbremsen ausgestattet und eine Lichtanlage ist ebenso integriert (allerdings in beiden Fällen nicht StVZO konform). Durch die Integration in den Rahmen leuchten die Scheinwerfer an beiden Modellen auch nicht mit in die Kurve. Die Rahmen der Bikes sind in jeweils nur einer Größe erhältlich. Cowboy empfiehlt diese Rahmengröße für FahrerInnen von 170-195 cm Körpergröße, VanMoof für FahrerInnen von 170-210 cm Größe. Ergänzend sei das VanMoof X3 erwähnt – dieses ist für kleinere FahrerInnen eignet, sieht formal aber auch ganz anders aus. Schutzbleche sind bei VanMoof serienmäßig verbaut, bei Cowboy lassen sie sich optional dazu bestellen.
VanMoof oder Cowboy? Die Unterschiede!
Trotz all der – insbesondere smarten – Gemeinsamkeiten gibt es auch einige Unterschiede. Zuerst sei hier der Akku genannt: Dieser ist bei VanMoof fest im Rahmen integriert und bietet eine Kapazität von 504 Wh. Cowboy hingegen setzt auf eine kleinere Batterie mit 360 Wh, die aber herausnehmbar im Sattelrohr untergebracht ist. Die Kapazität ist damit beim VanMoof größer, dafür muss das Bike aber auch zum aufladen an die Steckdose zum Ladegerät gebracht werden.
Auch bei Motor und Antrieb gibt es große Unterschiede: Cowboy setzt auf einen Singlespeed-Antrieb mit nur einem Gang, der Motor sitzt dabei im Hinterrad. Für die Kraftübertragung kommt nun ein hochwertiger Zahnriemen von Gates zum Einsatz, der weitgehend wartungsfrei, leise und frei von Öl bzw. Fett seinen Dienst erledigt. Die Steuerung des Antriebs erfolgt über einen Drehmomentsensor. Dieser sorgt für eine sehr natürliche Unterstützung, da sie an die Trittkraft des Fahrers gekoppelt ist. Tritt man also stark ins Pedal unterstützt auch der Motor stark, bei schwacher Trittkraft erfolgt dies dann ebenso eher schwach.
Ganz anders beim VanMoof S3: hier ist der Motor im Vorderrad eingebaut und schafft so im Hinterrad Platz für einen Nabenschaltung mit vier Gängen. Diese wird elektronisch nach Geschwindigkeitsstufen gesteuert, die ebenso per App verändert werden können. Dies bedeutet, dass das Getriebe automatisch bei definierten Geschwindigkeiten den Gang wechselt. Die Kraftübertragung vom Pedal erledigt hier eine klassische Fahrradkette, welche aber in einem gekapselten Kettenkasten läuft und damit vor Witterungseinflüssen geschützt ist. Das VanMoof besitzt keinen Drehmomentsensor, d. h. die Unterstützung des Motors erfolgt hier unabhängig von der Trittkraft des Fahrers.
Bei der Bereifung kommen am Cowboy 42 mm breite Reifen von Continental zum Einsatz, die am VanMoof verbauten Schwalbe Big Ben-Reifen sind mit 50 mm sogar etwas breiter – in beiden Fällen eine komfortable Wahl für die Stadt, zumal sich die Reifen dank ihrer Größe auch mit relativ wenig Luftdruck fahren lassen dürften. Wie eingangs erwähnt, bietet Cowboy die Schutzbleche als einziges Zubehör an. VanMoof hingegen bietet ein riesiges Sortiment an Accessoires an, welches von Gepäckträgern für Front und Heck bis hin zu Gepäcktaschen und Kindersitze reicht.
Sprichwörtlich ins Gewicht fällt der Unterschied beider Modelle auf der Waage: Während das Cowboy mit 16,9 kg recht leicht ist, ist das VanMoof S3 gut 2 kg schwerer (die 19 kg beruhen auf einer Angabe von VanMoof, die wohl für das kleinere X3 gilt. Das S3 wiegt rund 21 kg). Erwähnenswert ist zudem der schmalere Lenker des Cowboy und dessen höherer Preis: mit 2.290 Euro ist er knapp 300 Euro teurer, rechnet man die Schutzbleche dazu kommt man auf eine Preisdifferenz von genau 381 Euro.
Der direkte Vergleich
Um den Vergleich einfacher zu machen, haben wir hier die wichtigen Unterschiede und Gemeinsamkeiten vom Cowboy Bike und VanMoof S3 in Form eine Tabelle zusammengefasst:
VanMoof S3 | Cowboy 3 | |
---|---|---|
Motor | 250 W Motor 59 Nm Drehmoment im Vorderrad | 250 W Motor 30 Nm Drehmoment im Hinterrad |
Akku | 504 Wh Kapazität fest im Rahmen verbaut | 360 Wh Kapazität herausnehmbar |
Reichweite laut Hersteller | 60–150 km | 70 km |
Antrieb | 4-Gang Automatikgetriebe (Nabenschaltung) mit Kette | Singlespeed-Antrieb mit Zahnriemen |
Bremsen | Hydraulische Scheibenbremsen | Hydraulische Scheibenbremsen |
Räder | 28″ mit 50 mm breiten Schwalbe Big Ben Reifen | 27,5″ mit 42 mm breiten Continental Contact Plus Reifen |
Software-Features | Automatisches Entsperren Dashboard Navigation Aufzeichnung von Fahrten Elektronische Klingel Alarmanlage Ortung In-App-Anleitungen | Automatisches Entsperren Dashboard Navigation Aufzeichnung von Fahrten Crash-Erkennung Anzeige der Luftqualität Ortung In-App-Support Diebstahl-Versicherung und -Meldung per App (optional, monatliches Abo) |
Rahmengröße | One-size für 170-210 cm große FahrerInnen | One-size für 170-195 cm große FahrerInnen |
Gewicht | rund 21 kg | 16,9 kg |
Farben | Dark (Schwarz) Light (Hellblau) | Schwarz Anthrazitgrau Mineralgrau |
Schutzbleche | Integriert | Optional (89 Euro) |
Preis | 1.998 Euro | 2.290 Euro |
Optionales Zubehör | Frontgepäckträger Heckgepäckträger Packtaschen Passende Schlösser und Kindersitze | – |
Vertriebsmodell | Online-Direktvertrieb | Online-Direktvertrieb |
Rückgabe-Möglichkeit | 14 Tage | 30 Tage |
Garantie | 3 Jahre | 2 Jahre |
Zusammenfassung
Cowboy oder VanMoof – welches ist das besser? Diese Antwort lässt sich nicht pauschal beantworten, da beide Räder ihre Vor- und Nachteile bieten.
Grundsätzlich ist das Cowboy-Bike eher sportlicher ausgelegt, was durch das leichte Gewicht, den schmalen Lenker und insbesondere durch den Singlespeed-Antrieb mit Drehmoment-Messung deutlich wird. Dabei biete das Rad aber auch eine sehr praktische Funktion: den herausnehmbaren Akku wird jeder schätzen, der das Bike nicht ohne Aufwand bis zum Ladegerät bringen kann.
Und genau in diesem Punkt macht sich das vergleichsweise hohe Gewicht des VanMoof deutlich bemerkbar – dieses Rad will man sicherlich nicht dauerhaft in höhere Stockwerke wuchten müssen. Wer dank passender Lademöglichkeit aber kein Problem mit diesem Thema hat, erhält mit dem VanMoof das eher komfortablere und alltagstauglichere Rad. Die Software-Funktionen scheinen hier noch einen Tick weiter zu gehen als bei Cowboy (Alarmanlage und elektronische Klingel als Beispiel), zudem ist auch das passende Zubehör in Form von Gepäckträgern ganz interessant. Letztlich ist das VanMoof aktuell auch ein gutes Stück günstiger als der Konkurrent aus Belgien. Ob diese Preisdifferenz noch lange anhält bleibt abzuwarten – schließlich wurde der Preis von VanMoof ursprünglich als Einführungspreis kommuniziert.
Die Lieferzeiten beider Bikes liegen aktuell bei Ende September für das VanMoof und Mitte August für das Cowboy Bike. Weitere Infos zu beiden Modellen finden sich auf den Websites von VanMoof und Cowboy.
Update: Einen Test des VanMoof S3 haben wir inzwischen hier veröffentlicht!
4 Kommentare zu „VanMoof vs. Cowboy: Die smarten E-Bikes im direkten Vergleich“
„Während das Cowboy mit 16,9 kg recht leicht ist, ist das VanMoof S3 gut 3 kg schwerer.“
Ihr gebt das Gewicht des VanMoof mit 19 KG an – das wären dann (nur) gut 2 kg schwerer.
Guter Hinweis, wird korrigiert. Danke! Wobei natürlich die Nachkommastelle beim VanMoof auch noch interessant wäre, es werden wohl nicht 19,0 kg sein 😉
Ist eigentlich bekannt, wie die Polizei bei eingeschalteter Rahmen Beleuchtung bei beiden Fahrrädern im Zuge etwaiger Verkehrskontrollen reagiert? Da die Beleuchtung keine StVZO Zulassung besitzt, müsste diese Leuchten doch streng genommen abgeklebt werden, was zwar komplett unsinnig ist, mir aber in der Berichterstattung und bei Tests immer ein Stück weit zu kurz kommt. Ist euch diesbezüglich etwas bekannt?
Nein, dazu ist nichts bekannt. Das ganze Thema ist aber sowieso ein zweischneidiges Schwert:
Einerseits ist es natürlich (zumindest auf dem Papier) vorteilhaft, wenn ein Bike komplett StVZO zugelassen ist (dazu zählen dann natürlich auch Reflektoren rundum und Reflexstreifen/Speichenreflektoren).
Anderseits kann man das Thema auch mit Augenmaß behandeln (wie es meiner Erfahrung nach auch meistens die Polizei macht): Eine derartige Beleuchtung ist nunmal besser als gar keine Beleuchtung und zudem keineswegs so stark bzw. hell, dass sie den Gegenverkehr nennenswert blenden wird.