Mit den neuen SL-Modellen erweiterte Canyon vor kurzem die Pathlite:ON-Serie um verhältnismäßig leichte E-Bikes, die mit Boschs neuem SX-Antrieb ausgestattet sind und eine umfangreiche Ausstattung zum attraktiven Preis bieten. Unserem Test stellt sich hier das Pathlite:ON SL 6 – das mittlere der drei neuen Modelle, welches das Zeug zum Preis-Leistungs-Sieger hat!
Design
Sportlich und robust – seine Herkunft als Trekking-Bike kann und will Canyons Pathlite:ON SL gar nicht verstecken! Mit seiner groben Bereifung, Federgabel und dicken Schweißnähten am Alurahmen tritt das Bike recht kernig auf, unterstrichen wird dies von Anbauteilen wie dem stabilen Gepäckträger mit integrierter Mini-Luftpumpe oder einer mitgelieferten Werkzeugtasche fürs Oberrohr.
Auf den zweiten Blick offenbaren sich dann aber auch elegante Details: so verschwinden die Kabel und Leitungen gleich unterhalb des Lenker unauffällig im Rahmen, dessen Unterrohr dank des kompakten Akkus relativ schmal ausfällt. Der Motor selbst ist zwar durchaus sichtbar – gemessen an anderen Bosch-Antrieben aber doch etwas kompakter und unauffälliger. Angenehm zurückhaltend ist auch die kompakte Display-Taster-Einheit zur Bedienung des elektrischen Antriebs am Lenker und die Integration der Lichtanlage. Wie diese sind auch die übrigen Anbauteile in schwarz gehalten, was den schlanken Rahmen des Bikes – hier in der hellgrauen Farbe Chalk – in der Vordergrund stellt.
Ausstattung
Das Herzstück des elektrischen Antriebs bildet Boschs Performace Line SX-Motor, der mit 55 Nm ein ordentliches Drehmoment bietet und dabei auch sehr leicht ist. Zusammen mit dem 400 Wh starken CompactTube-Akku wiegt der Antrieb in Summe nur rund 4 kg. Seine Bedienung erfolgt über das neue Purion 200, einer Kombination aus kompaktem Farbdisplay und Daumentaster. Lobenswert ist, dass der Akku des Bikes entnehmbar ist und so bequem am Wunschort aufgeladen werden kann. Nicht selbstverständlich bei vielen Bikes mit diesem neuen Bosch-System! Von außen nicht sichtbar ist das im Rahmen integrietre Bosch ConnectModule, das sowohl GPS-Tracking als auch eine Alarm-Funktion bietet. Zur Freischaltung dieser Features ist allerdings ein kostenpflichtiges Abo bei Bosch nötig, das rund 5 Euro im Monat oder 40 Euro pro Jahr kostet.
Beim mechanischen Antrieb verbaut Canyon die hochwertige XT-Schaltgruppe von Shimano mit 12 Gängen, die dank der 10–51er Kassette eine große Übersetzung bietet. Ebenso von Shimano stammen die hydraulischen MT200-Scheibenbremsen. Für grobes Terrain ist eine Luftfedergabel von Suntour NCX-D Air mit 63 mm Federweg verbaut, zudem gibt es eine absenkbare Dropper Post-Sattelstütze, die 25 mm Federweg bietet. Als Bereifung sind Schwalbes G-ONE Ultrabite-Bereifung mit 50 mm Breite montiert.
Die Commuter-Ausstattung umfasst alle wichtigen Komponenten – und noch mehr! Kunststoff-Schutzbleche schützen vor Nässe, der Fahrradständer hilft beim Abstellen des Bikes und eine kompakte Knog Oi-Klingel gehört zum im Lieferumfang. Spektakulär ist die Lichtanlage mit Supernova Mini 2-Scheinwerfer, der sogar über eine Fernlichtfunktion verfügt. Das kompakte Iridium M12-Rücklicht sitzt am Gepäckträger, der 27 kg Traglast bietet und kompatibel mit den MIK- und Ortlieb QL3.1-Systemen ist.
Am 68 cm breiten Flatbar-Lenker mit ergonomischen Ergon GA3-Lenkergriffe gibt es eine Smartphone-Halterung von SP Connect, die über einen nützlichen USB-C Ladeanschluss verfügt. Ebenso praktisch ist die Möglichkeit, den Vorbau in der Höhe anpassen zu können.
Bedienung
Einfach und verständlich gestaltet sich die Steuerung des Bosch-Antriebs am Lenker mit dem Purion 200-Bedienelement, das fünf leicht erreichbare Tasten mit gut definiertem Druckpunkt bietet. Zudem zeigt das farbige Display neben dem gewählten Fahrmodus auch alle relevanten Informationen zur Fahrt an. Wer mehr Individualisierung möchte, kann dies mit Boschs kostenloser eBike Flow-App umfangreich konfigurieren, wo sich auch präferierte Fahrmodi auswählen lassen.
Wenig überraschend findet sich am Lenker der Trigger für Shimanos XT-Schaltung, der leichtgängige und präzise Schaltvorgänge ermöglicht. Erstaunlicher hingegen sind zwei weitere Taster auf der lenken Seite: zum einen ist dort der Hebel der absenkbaren Dropper-Sattelstütze montiert, zum anderen ein kompakter Taster zur Aktivierung des Scheinwerfer-Fernlichts. Ist dieses eingeschaltet, leuchtet das Icon auf dem Button blau – wie man es vom PKW-Fernlicht kennt.
Lobend haben wir bereits die Möglichkeit erwähnt, den Akku zum Aufladen entnehmen zu können. In der Praxis stellt sich dieser Vorgang allerdings als anfangs knifflig heraus und es Bedarf etwas Übung und Geduld, den CompactTube-Akku zurück ins Unterrohr zu setzen. Verschlossen wird der Akkuschacht von einer klappbaren Kunststoff-Abdeckung, die zuverlässig hält – auch wenn sie dabei etwas unsauber vom Rahmen absteht. Hervorragend ist hingegen die Ladebuchse direkt am Bike umgesetzt, die von einem magnetisch gehaltenen Deckel sicher geschützt wird.
Fahreindruck
Mit seinem Drehmoment von 55 Nm bietet Boschs neuer SX-Motor eine ordentliche Leistung, zumal auch die Bandbreite der Schaltung groß ist. Entspanntes Dahingleiten in der Ebene ist damit ebenso möglich, wie das Bezwingen steiler Anstiege. Tritt man dazu kräftig in die Pedale, wacht der Antrieb erst so richtig auf – und die Unterstützung des Motors steigt dann drastisch an. Durch diese exponentielle Leistungssteigerung animiert er einen förmlich dazu, die Trittfrequenz immer weiter zu erhöhen. Dann ist auch die 25 km/h-Grenze in kürzester Zeit überwunden, bei der sich der Antrieb sanft entkoppelt – gleiches gilt, wenn er sich beim Unterschreiten der Grenze wieder einschaltet.
Zum sportliche Charakter des Bikes trägt auch das verhältnismäßig leichte Gewicht bei: wir haben das Pathlite:ON SL 6 in Größe L mit 22 kg gewogen, was ziemlich genau den Angaben des Herstellers entspricht. Für ein Bike mit solch umfangreicher Ausstattung und der breiten Bereifung ein durchaus guter Wert, was zu einem agilen Handling führt.
Bleiben wir bei den Reifen: diese sind dank dem groben Profil auch für Waldwege und Schotterpisten gerüstet, rollen aber auch Asphalt noch angenehm leicht – auch wenn dort ihr Abrollgeräusch durchaus wahrnehmbar ist. Dazu addiert sich die Lautstärke des Motors, die je nach Unterstützung variiert. Muss der elektrische Antrieb nur wenig arbeiten, ist er angenehm leise und man bemerkt ihn kaum; unter Vollast gibt er hingegen ein deutlich hörbares Surren von sich. Zu den lauteren Vertretern seiner Art gehört übrigens der klackernde Freilauf im Hinterrad – was allerdings zum sportlichen Eindruck des Bikes ganz gut passt!
Die Sitzposition auf dem Pathlite:ON SL mit dem Flatbar-Lenker grundsätzlich eher sportiv gestreckt, lässt sich dank des verstellbaren Vorbaus aber auch etwas komfortabler einstellen. Für Komfort bei ruppigem Untergrund sorgt die feinfühlig ansprechende Luftfedergabel, deren Luftdruck sich passend zum eigenen Körpergewicht anpassen lässt. Die Sattelstütze überzeugt neben ihrer Federung auch durch die Dropper-Funktion. Damit lässt sich der Sattel bequem absenken, um mit beiden Beinen sicher auf dem Boden zu stehen. Vorteilhaft etwa dann, wenn man mit beladenem Gepäckträger an der Ampel steht.
Fazit
Federung und Dropper-Sattelstütze, Lichtanlage mit Fernlicht, System-Gepäckträger und Alarm-Option mit Ortung – das Canyon Pathlite:ON SL 6 bietet einen Ausstattungsumfang, der kaum Wünsche offen lässt und mit dem das Bike für nahezu jeden Anwendungsbereich im Alltag bestens gerüstet ist. Dass das Gewicht dabei nur 22 kg beträgt ist ebenso erfreulich wie der attraktive Preis von 2.999 Euro. Ein Bike also, das man nur aus purer Vernunft kauft? Keinesfalls, denn mit seinem sportlichen Look und der agilen Fahrweise bietet es weitere überzeugende Argumente!
Neben der hier getesteten Variante mit hohem Oberrohr ist das Pathlite:ON SL 6 auch als Mid-Step-Komfortrahmen mit abgesenktem Oberrohr in jeweils drei Farben und drei Größen erhältlich. Weitere Infos gibt es direkt bei Canyon, wo sich die Bikes bestellen lassen – der direkte Vertrieb ist schließlich auch ein Grund für das gute Preis-Leistungs-Verhältnis.