Schwarz, schön und schnell: Das neue E-Bike „ONE Rome“ von Coboc besitzt einen fast unsichtbaren elektrischen Antrieb, ist ungewöhnlich leicht und sieht zudem verdammt gut aus. Wie es sich in der Praxis fährt, zeigt dieser Test.
Kurzer Rückblick: Schon mit ihrem ersten elektrischen Singlespeed-Rad sorgten die Heidelberger von Coboc für Aufsehen: Das Coboc eCycle zeigte schon damals, was der innovative Singlespeed-Antrieb mit elektrischer Unterstützung leisten kann. Einen Test zum eCycle gibt es hier zu lesen.
Jetzt – gut zwei Jahre später – umfasst das Sortiment von Coboc schon vier verschiedene Modelle, darunter eben auch das neue Modell ONE Rome, welches für einen Test zur Verfügung gestellt wurde. Und auf den ersten Blick sieht das neue Modell dem ersten eCycle – abgesehen vom Lenker – zum Verwechseln ähnlich. Doch bei genauer Betrachtung zeigen sich die Unterschiede: Zunächst ist die Rahmengeometrie mehr auf Komfort ausgelegt, was sich besonders am fast waagerechten Oberrohr zeigt. Passend zum Thema Komfort passen auch die, mit 35 mm etwas breiteren, Reifen sowie der leicht erhöhte Lenker für eine entspanntere Sitzposition. Für die Verzögerung setzt man beim ONE Rome auf Scheibenbremsen anstatt der klassischen Felgenbremsen.
Der Motor des ONE Rome sitzt im Hinterrad und leistet 250 Watt bei einer Unterstützung von bis zu 25 km/h. Damit gilt das Rad offiziell als Pedelec und kann ohne Kennzeichen-, Haftpflichtversicherungs-, Führerschein- und Helmpflicht gefahren werden. Der Akku ist fest im Unterrohr des Rahmens integriert und bietet eine Kapazität von 352 Wh – je nach Fahrweise genug für bis zu 80 km Reichweite. Beide Komponenten sind somit weitgehend unsichtbar integriert und ermöglichen so ein puristisches Design, wie man es von klassischen Fahrrädern kennt. Vollendet wird der reduzierte Look von den durchgehend schwarzen Komponenten, einer Gabel aus Carbon und dem Rahmen mit seiner feinen Pulverbeschichtung.
Eingeschaltet wird das ONE Rome über einen robusten Taster an der Unterseite des Oberrohrs, dort befindet sich auch der magnetische Ladekontakt zum Anschluss des Ladegeräts. Die Ladezeit beträgt übrigens rund zwei Stunden zur vollen Aufladung des Akkus. Am Oberrohr des Rads sind von oben nur fünf kleine, blaue und sehr helle LEDs zu sehen – auch dies stellt eine elegante Verbesserung zum ursprünglichen Coboc eCycle dar, welches noch einen schwammigen Folientaster besaß. Die Leuchtdioden informieren über die verfügbare Akku-Kapazität (5 LEDs bei vollem Akku bis zu einer LED bei leerem Akku), können aber auch über verschiedene Blinkmodi der Fehlerdiagnose dienen.
Der Singlespeed-Antrieb des ONE Rome kommt – wie der Name schon sagt – ohne eine Gangschaltung aus. Grundsätzlich unterstützt der Motor den Fahrer abhängig von dessen Trittkraft, welche über einen Sensor im Tretlager gemessen wird. Bedeutet in der Praxis: Je stärker man in die Pedale tritt, desto mehr Unterstützung leistet auch der Motor.
Die Übersetzung des Antriebs ist mit dem großen Kettenblatt vorn und dem kleinen Zahnrad hinten recht lang (48/17 Zähne am Serienrad, 52/17 Zähne am Testmodell), was eine hohe Endgeschwindigkeit erlaubt, aber viel Kraft beim Anfahren verlangt. Letzteres gilt freilich nur, wenn der Antrieb ausgeschaltet ist.
Ist das ONE Rome eingeschaltet, stellt sich hingegen ein unmittelbares Grinsen im Gesicht des Fahrers ein: Es benötigt etwa eine achtel Umdrehung der Kurbel, dann geht es los und der Motor schiebt das Rad vehement nach vorne und beschleunigt drastisch. Nicht ohne Grund schreibt man bei Coboc in die Betriebsanleitung, dass man sich zunächst mit dem Rad in Ruhe vertraut machen möge! Dank der synchron zur Trittkraft gelieferten elektrischen Unterstützung lässt sich das ONE Rome gleichmäßig beschleunigen bis man die regulatorische Pedelec-Grenze von 25 km/h erreicht. Darüber hinaus hängt die Endgeschwindigkeit dann einzig von der eigenen Kondition ab – wobei dann aufgrund des Singlespeed-Konzepts auch die Trittfrequenz recht hoch wird. Doch gerade die Beschleunigung und das Anfahren aus dem Stand machen im städtischen Alltag den wirklichen Unterschied: Fahrten lassen sich mit dem ONE Rome deutlich schneller bewältigen, dabei ist die Anstrengung dafür deutlich geringer.
Abseits der ebenen Piste bietet das Rad auch bei steilen Passagen überraschend viel Unterstützung, wodurch sich die meisten Anstiege im Sitzen bewältigen lassen. Wichtig ist dabei nur, rechtzeitig kräftig in die Pedale zu treten und etwas Schwung mitzunehmen; dann kann der Antrieb die benötigte Leistung registrieren und dem Fahrer bereitstellen.
Gerade im städtischen Einsatz – und das ist das bevorzugte Terrain des ONE Rome – spielt weniger die maximale Endgeschwindigkeit eine Rolle, als vielmehr die Beschleunigung und Wendigkeit des Rads. Mit einem Gewicht von nur 14,4 kg ist das Rad für ein E-Bike überraschend leicht, wodurch sich das ONE Rome flink um die Ecken bewegen lässt. Die Sitzposition ist im Vergleich zum ersten eCycle etwas aufrechter und damit komfortabler, auch die etwas breiteren Reifen tragen zu gefühlt mehr Fahrkomfort bei – wobei das ONE Rome natürlich trotzdem eher zu den sportlicheren Rädern gehört.
Dank der Shimano-Scheibenbremsen verzögert das Rad verlässlich und insbesondere bei nasser Straße dürfte die Scheibenbremse bessere Leistung als eine Felgenbremse liefern. Die profillosen Schwalbe-Reifen vom Typ Kojak dürften im Nassen hingegen eine weniger gute Figur abliefern als auf trockener Fahrbahn – hier boten sie satten Grip bei geringem Rollwiderstand. Wer dennoch für die nassen Tage gerüstet sein möchte: Am ONE Rome lassen sich optional auch Schutzbleche des Typs Curana C-Lite mit einer Breite von 40mm montieren.
Natürlich muss man sich auch mit den Eigenheiten des ONE Rome arrangieren: Der Akku lässt sich nicht herausnehmen (aber im Servicefall von einem Mechaniker tauschen), weswegen er nur im Rad geladen werden kann. Eine im Stadtverkehr sicherlich sinnvolle und fest verbaute Lichtanlage bleibt bisher den voll ausgestatteten Commuter-Rädern der SEVEN-Serie vorbehalten. Und dann ist da noch der Preis: 3.899 Euro werden für das Coboc ONE Rome aufgerufen – verglichen mit dem eCycle sind das zwar gut 1.000 Euro weniger, aber immer noch eine Menge Geld. Ob einem das zweifelsohne hochwertige Rad diesen Preis auch wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Wer aber dem nach wie vor einzigartigen Konzept von Coboc erlegen ist, wird ohnehin schon mit dem Sparen begonnen haben.
Insgesamt bleibt am Ende vieles bei dem, was schon der Test des eCycles ergeben hatte: Das Antriebskonzept von Coboc überzeugt im städtischen Umfeld voll und ganz. Das Rad bietet einem dann elektrische Unterstützung, wenn diese benötigt wird – fühlt sich dabei aber stets wie ein Fahrrad an. Es ist schnell, leicht und wendig sowie absolut einfach in der Bedienung. Kein fahrender Computer mit zig Einstellmöglichkeiten, sondern ein aufs Wesentliche reduziertes Bike, welches die Freude am Radfahren noch ein ganzes Stück größer macht!