Noch zwölf Tage lässt sich bei Indiegogo das Crowdfunding-Projekt für das sogenannte Babymaker-Bike unterstützen – und aktuell liegt der durch Vorbestellungen generierte Umsatz bei knapp 5 Millionen Euro! Was steckt hinter einem E-Bike, dessen Namen sich darauf bezieht, dass es das „sexieste und schnittigste E-Bike, das es gibt“ sein soll? Kurz gesagt: nicht viel Neues!
Hinter dem Babymaker steckt FLX, eine Marke aus San Diego, die diverse E-Bikes im Angebot hat. Das neue Modell ist kaum als E-Bike zu erkennen, sieht auch zweifelsohne ganz gut aus und setzt dabei auf bekannte Zutaten: Der Akku ist im Rahmen integriert und hat eine Kapazität von 250 Wh, beim Motor handelt es sich um einen Nabenmotor im Hinterrad. Der Singlespeed-Antrieb ist einfach wie puristisch und trägt ebenso zum recht leichten Gewicht von 14,5 kg bei.
Aktuell lässt sich das Rad in zwei Varianten bestellen: Als Babymaker Standard mit mechanischen Felgenbremsen und einer herkömmlichen Fahrradkette sowie als Babymaker Pro mit dem Gates Carbon Drive-Zahnriemen und hydraulischen Scheibenbremsen von Magura. Bei allen Bikes kommt zudem ein elegantes und kleines Display zum Einsatz, wie man es beispielsweise auch schon von den neuen Rädern von Analog Motion kennt. Wie bei fast allen Crowdfunding-Kampagnen zählt auch hier der Preis zu den auffälligsten Merkmalen: So kostet das Standard-Modell 962 Euro, das Pro-Modell immer noch günstige 1.226 Euro. Käufer können zudem aus sechs Rahmenfarben und zwei Rahmengrößen auswählen, zudem gibt es entweder einen Bullhornlenker oder einen Rennradlenker.
Doch bleiben auch – wieder typisch für viele Crowdfunding-Kampagnen – einige Fragen offen: Man schreibt von einem 350W Motor mit 500W Peak Power, den europäischen Pedelec-Richtlinien entsprechen aber nur Motoren mit 250 Watt Dauerleistung. Ist das Rad damit überhaupt legal in der Benutzung für Europa? Wir wird die Motor-Unterstützung geregelt? Per Drehmomentsensor oder nur elektronisch über Fahrstufen? Und auch der einzige FAQ-Hinweis zum Produkt hilft kaum weiter: „Why is the Babymaker so cool? It was born that way.“ Immerhin sollte die Produktion der Bikes angesichts der recht einfachen Technologie kein Problem werden – das ähnlich gehypte aber deutlich anspruchsvollere Calamus One scheint nach wie vor nicht erhältlich zu sein.
Interessierte aus Europa müssen zu den oben genannten Preisen noch 249 USD für den Versand hinzurechnen, ggf. kommen dazu noch Steuern und Zoll. Damit erübrigt sich eigentlich auch schon der Vorteil des relativ günstigen Preises. Abgesehen davon bietet dieses Rad nicht wirklich etwas Neues, was Leser dieser Seite schon in zigfacher Variation von anderen, etablierteren Herstellern gesehen haben. Umso mehr muss man sich fragen, warum dieses Rad einen solchen Hype generiert?
Update (8. Juni 2020): Die Kampagne wurde zwar verlängert, ist nun aber wirklich beendet – und es kamen Vorbestellungen im Umfang von über 10 Millionen Euro zusammen!