Der Trend hin zu SUV E-Bikes wird immer stärker, das Rezept der Hersteller für derlei Modelle sieht allerdings meist gleich aus: So werden an diesen Bikes gerne die jeweils größten erhältlichen Komponenten verbaut. Maximale Akkukapazität, stärkster Motor, dickste Reifen, maximale Federung. Zweifelsohne erhält man mit dieser Formel dann auch ein robustes Bike, mit dem man komfortabel über fast jeden Untergrund fahren kann. Allerdings erkauft man sich dies mit einem deutlichen Gewichtszuwachs: SUV-Bikes sind in der Regel sehr schwer und kaum noch angenehm zu fahren, sollte der Akku doch mal leer sein. Zudem sieht man den schwergewichtigen Bikes auch optisch ihre Pfunde deutlich an.
Einen anderen Ansatz verfolgt nun Orbea mit den beiden neuen SUV E-Bikes Kemen SUV und Kemen: So war auch hier das Ziel der Entwicklung, ein robustes und komfortables Bike zu bauen – allerdings mit der Vorgabe, dass die Bikes dabei möglichst leicht sein sollen und über eine schlanke Rahmenform verfügen.
Der Akku: Weniger ist mehr
Ein zentrales Bauteil für derlei Überlegungen ist der Akku und dessen Kapazität. Schließlich ist jede Steigerung der Kapazität auch unmittelbar mit einem Zuwachs bei Gewicht und Volumen verbunden. So stellte man sich bei Orbea die Frage, wie viel Kapazität denn sinnvoll ist – und kam auf einen Wert von 540 Wh. Im Alltag dürfte für die meisten Fahrten diese Kapazität durchaus ausreichend sein. Wer aber zwischendurch doch mal eine Langstreckentour plant, kann auf einen optionalen Range Extender-Zusatzakku mit weiteren 252 Wh zurückgreifen.
Der Vorteil dieser Lösung ist ganz klar, dass man nicht dauerhaft einen großen Akku bewegen muss, obwohl man dessen volle Leistung womöglich nur selten benötigt. Für eine höhere Steifigkeit des Rahmens und weitere Einsparungen beim Gewicht ist der Hauptakku fest im Bike verbaut. Dank moderner Zellen im 21.700-Format verfügt er zudem über eine höhere Energiedichte, was ihn auch noch kompakter werden lässt.
Ein ebenso neu entwickelter Smart Charger soll den Akku – abhängig von dessen Zustand – sowohl schnell (bis zu 4 Ampere) als auch schonend aufladen und dadurch die Lebensdauer um bis zu 30% erhöhen.
Kräftiger E-Antrieb
Als Motor setzt Orbea an beiden Bikes den Shimano EP8-Mittelmotor ein, welcher mit 85 Nm Drehmoment nicht nur sehr stark, sondern auch kompakt und leicht ist. Kombiniert wird der Antrieb mit einer Kettenschaltung, die ebenso von Shimano stammt und die neue Link Glide-Technologie verwendet. Diese ist besonders auf die hohe Belastungen durch starke Mittelmotoren angepasst und soll damit sanftere Schaltvorgänge mit längerer Haltbarkeit vereinen.
Nur logisch, dass bei diesen elektronischen Komponenten auch der Rahmen der Bikes schlank und leicht gebaut werden kann. Neben einem typischen Diamantrahmen mit hohem Oberrohr gibt es die Bikes auch in der MID-Ausführung mit einem Komfortrahmen in Trapezform. Für einen sauberen Look sorgen dabei die von Hand verschliffenen Schweißnähte.
Eine aufgeräumte Optik wird auch am Lenker erreicht, bei dem die elektrischen Kabel im Inneren verlegt sind. Einzig die Bremsleitungen sind von außen sichtbar, allerdings aus gutem Grund: da diese tendenziell häufiger gewartet werden müssen, wurde hier der erleichterten Wartungsmöglichkeit Vorzug gegeben.
SUV-Ausstattung
Neben typischen Ausstattungsmerkmalen wie der Lichtanlage, Schutzblechen und Gepäckträger zeichnen sich SUV-Bikes durch fette Bereifung und eine Federung aus. Und genau hier liegen dann auch die Unterschiede der beiden Modelle Kemen SUV und Kemen:
- Das Kemen ist sozusagen das kleinere Modell mit einer Ausstattung, die eher auf städtisches Terrain ausgelegt ist. Die Reifen sind 2,25-Zoll breit und bieten viel Grip auf Asphalt, die Schutzbleche sind länger und schützen so vor Nässe auf der Straße. Mit einer Zuladung von 18 kg ist der Gepäckträger etwas schlanker.
- Das Kemen SUV ist auf gröberes Terrain ausgelegt und rollt auf 2,35-Zoll breiter Bereifung mit grobem Stollenprofil daher. Die Schutzbleche sind robuster ausgelegt, damit sich darunter kein Schlamm und Matsch sammelt. Der Gepäckträger ist ebenso verstärkt und bietet eine Zuladung von 27 kg.
Beide Modelle gibt es zudem in zwei Ausstattungsvarianten:
- Die Kemen 10-Modelle bieten etwas hochwertigere Komponenten mit einer Schaltung aus Shimanos XT-Serie mit 11 Gängen, einer Fox 34 Float AWL-Federgabel (100 mm Federweg) und einer Lichtanlage von Lezyne mit dem neuen Super HB STVZO 1000-Scheinwerfer, der bis zu 1.000 Lumen Lichtstrom bietet. Zudem ist an den H10-Bikes eine gefederte Sattelstütze mit 100 mm Federweg verbaut.
- Die Kemen 30-Modelle bietet eine etwas einfachere Ausstattung zum günstigeren Preis: So kommt hier Shimanos Deore-Schaltung mit 10 Gängen zum Einsatz. Die Federgabel stammt von Marzocchi, die Bomber Z2 bietet 100 mm Federweg. Mit 310 Lumen ist der POWER STVZO PRO E115-Scheinwerfer von Lezyne etwas schwächer, eine gefederte Sattelstütze gehört hier nicht zur Serienausstattung.
Fazit
Mit der neuen Kemen-Modellreihe bietet Orbea eine attraktive Alternative zu vielen anderen Bikes im SUV-Bereich und punktet vor allem mit der schlanken Optik und einem geringen Gewicht. So wiegt das leichteste Kemen nur 22 kg, was angesichts der robusten Ausstattung und dem starken Antrieb durchaus beachtenswert ist! Das Konzept mit einem sinnvoll dimensionierten Hauptakku und der Option für einen Range Extender-Zusatzakku klingt überzeugend. Ob allerdings der fest verbaute Akku ein Problem darstellt, muss jeder anhand seiner Einsatzbedingungen individuell entscheiden.
Die Preise beginnen bei 3.999 Euro für das Kemen 30 SUV und Kemen 30. Das Kemen 10 SUV und Kemen 10 mit hochwertigerer Ausstattung kostet dann 4.799 Euro. Die Bikes sind in jeweils drei Farben (Kemen SUV in Schwarz, Mango und Urban Green; Kemen in Schwarz, Dunkelrot und Urban Green) und in bis zu vier verschiedenen Rahmengrößen erhältlich.