Mit Evation bringt das Münchener Start-up Fazua einen höchst innovativen Antrieb für E-Bikes, der einen kräftigen Mittelmotor mit austauschbarem Akku und einer weitgehend unsichtbaren Optik vereint.
Geht es um die Antriebstechnik von E-Bikes, gibt es im Wesentlichen zwei Lager:
Die Mehrheit der aktuellen Räder kommt mit einem Mittelmotor, welcher am Tretlager sitzt und die Kraft „nach hinten“ weitergibt. Hier kann dann sowohl eine Kettenschaltung wie auch eine Nabenschltung zum Einsatz kommen, allerdings ist der Motor an sich ein ziemlicher Klotz. Zwar werden immer häufiger Versuche unternommen, diesen ins Rahmendesign zu integrieren und mehr oder weniger zu verstecken – doch letztlich sind die Antriebe immer noch deutlich zu groß, um sie elegant in den Rahmen einzubinden.
Besser gelingt dies mit einem Nabenmotor im Hinterrad: Dieser ist relativ kompakt und fällt kaum auf – die cleanen Räder von Coboc oder Ampler zeigen dies sehr gut. Kommt aber der Wunsch nach einer Gangschaltung auf, ist die Kettenschaltung die einzige Option. Eine elegante und weitgehend wartungsfreie Nabenschaltung – wie sie bei Urban Bikes nunmal gern eingesetzt wird – kann hier aufgrund des Nabenmotors nicht genutzt werden.
Die perfekte Lösung wäre also ein kompakter Mittelmotor in Kombination mit einer Nabenschaltung am Hinterrad. Und genau dafür könnte der neue Evation-Antrieb von Fazua die perfekte Lösung darstellen (der Firmenname leitet sich übrigens aus dem bayrischen „Fahr‘ zua” ab).
Der Aufbau des Antriebs ist dabei clever gelöst: Der Motor sitzt zusammen mit dem Akku längs im Unterrohr und bildet in diesem Verbund das Drive Pack. Dieses kann an einem Stück und mit nur einem Klick aus dem Rahmen entnommen werden, wodurch sich das Rad nach Belieben auch ganz klassisch ohne elektrischen Antrieb fahren lässt. Der Akku kann aus dem Drive Pack zusätzlich herausgenommen werden, um dann extern aufgeladen zu werden. Fest im Rad verbaut ist nur das Tretlager, welches durch die Trennung zum Motor sehr kompakte Abmessungen hat. Hier erfolgt dann auch die Messung der Trittfrequenz des Fahrers sowie die Übertragung der Motorkraft auf die Kette (natürlich wäre hier auch ein Riemenantrieb denkbar).
Der Motor selbst entspricht der Pedelec-Norm und bietet eine Unterstützung bis zu 25 Km/h, seine Nennleistung liegt dem entsprechend bei 250W (mit einem Peak bis zu 400W). Der Akku bietet mit 250Wh eine relativ geringe Kapazität, wiegt dafür aber auch nur 2 kg. Optional soll aber ein externer Zusatzakku erhältlich sein, der sich bei Bedarf einfach mitnehmen lässt. Zusammen mit dem Motor kommt das Drive Pack somit auf ein Gesamtgewicht von 3,3 kg. Addiert man dazu das Gewicht des Tretlagers mit 1,4 kg liegt der Evation-Antrieb bei 4,7 kg.
Dass der Antrieb nicht nur für Urban Bikes interessant sein könnte, zeigt aktuell auch Focus mit der Rennrad-Studie Project Y: Mit unter 12 kg Gesamtgewicht und einer höchst aufgeräumten Optik stellt die Studie das Potenzial des Evation-Antriebs sehr überzeugend dar.
Bleibt also zu hoffen, dass Fazua auf dem Markt Fuß fassen kann und eine Menge interessanter Urban-Bikes erscheinen sein werden. Die Vorzeichen stehen schonmal nicht schlecht: in einer neuerlichen Finanzierungsrunde sammelte das Start-up 3 Millionen Euro zur Kapitalerhöhung und ist inzwischen in Gesprächen mit zahlreichen namhaften Herstellern. Eventuell gibt es dann auf der Eurobike im August schon erste Produkte zu sehen.