Ein Projekt, welches so nie geplant war: Eigentlich war ich auf der Suche nach einer passenden Kombination aus Lenkergriffen und Sattel, beides mit demselben Leder bezogen. Bei Brooks wird man da natürlich schnell fündig – allerdings zu einem Preis, der in diesem Fall das Budget gesprengt hätte. Dann stolperte ich über eine Anleitung, wie man einen Sattel selbst neu beziehen kann. Das sah machbar aus, ein alter Sattel war auch noch vorhanden und außerdem war damit die Möglichkeit gegeben, aus dem gleichen Bezug passende Griffe zu bauen. Los geht’s!
Vorweg ein paar nützliche Links, die dieses Thema ebenso behandeln und als zusätzliche Inspirations- und Informationsquelle dienen:
An Materialien und Werkzeugen wird benötigt:
- Alter Fahrradsattel
- Leder (oder anderen Bezugsstoff)
- Schere, Cutter, Falzbein (oder ähnliches), ggf. Tacker
- Schüssel mit warmem Wasser
- Klebstoff (Pattex)
Das braune (korrekt: cognac-braun) Nappa-Leder habe ich bei eBay gefunden, unter dem Suchbegriff „Lederreste“ gibt es reichlich Auswahl in allen erdenklichen Größen und Farben. Der Preis lag bei günstigen 10 Euro für 70 x 70 cm, was sowohl für den Sattel wie auch für die Lenkergriffe locker ausreichte.
Der alte Sattelbezug aus schwarzem Kunstleder war mit dem Sattel festgeklebt und an einigen Stellen angetackert, lies sich aber leicht abziehen. Aufgrund der recht großen Abmessungen des (komfortablen) Sattels bestand der alte Bezug aus zwei Teilen, die mit einer Naht verbunden waren. Für den neuen Bezug war mir dies zu kompliziert, der Sattel sollte also mit nur einem Stück Leder bezogen werden – auch wenn sich dies nicht ganz faltenfrei bewerkstelligen lies. Wer einen sportlicheren und damit sowieso kompakteren Sattel bezieht, sollte den Bezug noch einfacher faltenfrei hinbekommen.
Mit Hilfe des Sattels (oder des alten Bezugs) schneidet man das Leder grob auf das benötigte Endformat. Mit einem Stift kann man die Kontur anzeichnen und entlang dieser dann mit Schere oder Cutter schneiden.
Zur leichteren Verarbeitung weicht man das Leder einige Minuten komplett in warmem Wasser ein. Das Leder ist dann deutlich flexibler und geschmeidiger, wodurch es sich viel besser an die Konturen des Sattels anlegen lässt. Beim Trocknen zieht es sich zudem wieder etwas zusammen und spannt sich dadurch von allein. Nach der Entnahme aus dem Wasser kann man das Leder mit einem Tuch etwas abtupfen, damit es nicht tropfend nass ist.
Dann wird es spannend: Kontaktkleber (in diesem Fall Pattex) wird auf in Innenseite des Leders sowie auf den Sattel aufgetragen und dann miteinander fixiert. Ich habe hinten in der Mitte des Sattels begonnen und mich dann nach vorne gearbeitet. Wichtig ist, immer das Leder möglichst stark gespannt zu halten (was bei diesem kurvigen Sattel nicht ganz einfach war). Auch sollte man nicht zu verschwenderisch mit dem Kleber umgehen, da man schnell die Finger damit voll hat und den Kleber auf der Außenseite des Sattels verschmiert. Sollte dies doch passieren: Mit Radiergummi kann man später unerwünschte Klebereste wieder wegradieren. Praktisch ist auf jeden Fall ein Falzbein (oder ähnliches), womit sich auch an schwer zugänglichen Stellen das Leder gut positionieren und festdrücken lässt. Ist man mit dem Überziehen des Sattels fertig, sollte man den Kleber ruhig über Nacht gut durchtrocknen lassen – auch trocknet dann das Leder, zieht sich straff und erhält seine ursprüngliche, hellere Farbe wieder. Am Ende habe ich das Leder an einigen Stellen noch festgetackert (jedoch eher weil ein solcher Elektro-Tacker zur Hand war, als dass es nötig gewesen wäre).
Das Ergebnis ist auf jeden Fall zufriedenstellend, zumal der Aufwand mit ungefähr 2 Stunden annehmbar und die Kosten gering waren (ich musste lediglich das Leder kaufen). Wer also einen alten Sattel übrig hat, kann diesem so relativ einfach und vor allem ganz individuell neues Leben einhauchen!