Mit dem BTWIN LD920E Automatic LF bietet Decathlon ein E-Bike, das mit innovativer Technik, alltagstauglicher Ausstattung und moderner Optik überzeugen will. Besonders spannend: Der eigens entwickelte Owuru-Motor mit integriertem stufenlosem Getriebe – ein Feature, das es derzeit exklusiv nur bei Decathlon gibt. Im Test schauen wir uns das Bike genauer an.
Design
Decathlons BTWIN LD920E LF setzt auf einen attraktiven Rahmen in Trapezform, der vor allem für komfortorientierte Fahrerinnen und Fahrer gedacht ist – das HF-Modell mit hohem Oberrohr hatten wir bereits hier kurz im Test. Die Linienführung des Bikes wirkt harmonisch, das dicke Unterrohr und der voluminöse Mittelmotor fügen sich dabei überraschend gut in das Gesamtbild ein. Zwar sind die Dichtungen des entnehmbaren Akkus etwas auffällig, doch durch die dunkelbraun-metallic Lackierung tritt das kaum in Erscheinung.

Ein echter Hingucker ist die sauber integrierte Federgabel an der Front, die sich durch ihre Headshock-Bauweise unauffällig im Steuerrohr versteckt. Besonders gelungen ist ohnehin die recht cleane Optik des Bikes. Nur die beiden Kabel der Bremsen sind sichtbar, was dem Rad einen aufgeräumten Look verleiht. Auch die Lichtanlage ist elegant integriert – vorne direkt im Vorbau, das Rücklicht ist flach am hinteren Schutzblech platziert. Hochwertig und modern wirkt zudem das bündig in den Vorbau eingelassene Display.
Ausstattung
Herzstück des LD920E ist der Owuru-Mittelmotor mit integriertem stufenlosem Getriebe. Dieses System vereint zwei bislang getrennte Komponenten: die kraftvolle Unterstützung eines Mittelmotors mit der Flexibilität einer stufenlosen Schaltung. Das Getriebe bietet eine Bandbreite von 265 Prozent, was etwa dem Übersetzungsbereich klassischer Nabenschaltungen wie Shimanos Nexus 5E oder Nexus 7-Gang entspricht. Dabei erfolgt die Anpassung der Übersetzung automatisch und ohne spürbaren Gangwechsel.



Der Motor selbst bietet ein Drehmoment von 65 Nm, was im gehobenen Mittelfeld aktueller Mittelmotoren liegt. Die Bedienung erfolgt über einen kompakten Daumentaster am Lenker und über das große Farbdisplay im Vorbau. Dort findet sich auch eine USB-C Ladebuchse zum Anschluss eines Smartphones, eine entsprechende Halterung gibt es aber nicht. Komplettiert wird der elektrische Antrieb vom Akku, der mit 694 Wh eine erfreulich große Kapazität bietet und sich zudem zum einfachen Aufladen aus dem Bike entnehmen lässt.
Die Federgabel an der Front bietet eine Federweg von 30 Millimetern, als Reifen kommen Vittorias E-Randonneur mit einer Breite von 38 mm zum Einsatz. Für eine sichere Verzögerung sind hydraulische Scheibenbremsen, vorne mit 180 mm und hinten mit 160 mm Durchmesser verbaut. Die umfangreiche Commuter-Ausstattung wird von der integrierten Lichtanlage, Schutzblechen, einem Hinterbauständer sowie dem Gepäckträger mit einer Traglast von bis zu 27 Kilogramm komplettiert.
Nicht von außen sichtbar ist die Konnektivität des Rads: Es verfügt über integrierte Module für 4G, WLAN und Bluetooth. In Verbindung mit der passenden Smartphone-App kann so das Bike unter anderem geortet werden.
Bedienung
Trotz der fortschrittlichen Technik ist die Handhabung des BTWIN LD920E LF erfreulich unkompliziert. Über das kompakte, aber intuitive Bedienelement am Lenker lassen sich alle wesentlichen Funktionen des Antriebs steuern. Zwei Tasten dienen der Auswahl des Unterstützungsmodus – zur Verfügung stehen „Eco“, „Standard“ und „Turbo“. Über den mittig platzierten Wippschalter lässt sich dann die bevorzugte Trittfrequenz einstellen: Diese lässt sich stufenlos zwischen 40 und 90 Umdrehungen pro Minute an die eigenen Vorlieben festlegen. So kann man ganz individuell bestimmen, wie schnell oder kräftig man in die Pedale treten möchte. Praktisch: Die einmal gewählte Frequenz wird dauerhaft gespeichert und bleibt auch nach dem Ausschalten erhalten.



Am gleichen Bedienelement befindet sich ein weiterer Knopf, der eine elektronische Klingel auslöst. Auch wenn diese optisch unauffällig integriert ist, fällt sie im Alltag leider wenig überzeugend aus. Der erzeugte Ton ist sehr leise und wird von anderen Verkehrsteilnehmern oft nicht als Warnsignal erkannt – ein typisches Problem vieler elektronischer Klingeln …
Besonders anwenderfreundlich ist das Akkusystem gestaltet. Dieser kann mit wenigen Handgriffen entnommen und wieder mühelos eingesetzt werden. Dank des integrierten Tragegriffs lässt sich der vergleichsweise schwere Akku mit seinen gut 4 kg Gewicht auch bequem zum Ladegerät transportieren. Allerdings: das Bike selbst hat leider keinen Ladeanschluss – man ist also stets gezwungen, den Akku herauszunehmen. Schade auch, dass beim LD920E noch kein Systemgepäckträger verbaut ist. Während viele neuere Modelle von Decathlon bereits mit einem MIK-kompatiblen System ausgestattet sind, fehlt diese Option hier. Die Nutzung von Zubehör wie Einkaufskörben oder Kindersitzen ist so natürlich auch möglich, aber etwas weniger komfortabel und erfordert gegebenenfalls zusätzliche Adapter.



Fahreindruck
So simpel wie die Bedienung, so entspannt fährt sich das LD920E. Bereits nach dem Aufsteigen fällt auf, wie unkompliziert sich das Rad bewegen lässt – insbesondere, wenn man zuvor die Trittfrequenz auf den persönlichen Wohlfühlbereich eingestellt hat. Hier lohnt es sich, zu Beginn ein wenig zu experimentieren. Wer etwa bei niedrigeren Frequenzen kräftiger treten möchte oder lieber mit höherer Kadenz locker rollt, kann dies ganz nach eigenem Geschmack anpassen. Besonders im Stadtverkehr zeigt das System seine Stärken. Beim häufigen Anhalten an Ampeln oder beim Anfahren an Steigungen schaltet das Getriebe automatisch in eine niedrigere Übersetzung, sodass man ohne Kraftakt wieder in Schwung kommt.
Ist die bevorzugte Trittfrequenz gefunden, entfällt der Gedanke ans Schalten vollständig. Das Getriebe arbeitet vollautomatisch und passt die Übersetzung permanent an das eigene Fahrverhalten an. Dabei erfolgt die Anpassung so dezent, dass Schaltvorgänge kaum spürbar sind. Nur in seltenen Fällen – etwa bei abrupten Trittänderungen oder starker Belastung – lässt sich eine minimale Verzögerung oder ein leicht ungleichmäßiger Tritt wahrnehmen. Diese Momente sind jedoch die Ausnahme und beeinträchtigen das Fahrgefühl im Alltag kaum.



Die Motorleistung ist insgesamt kraftvoll, bleibt aber fein dosierbar. Selbst in höheren Unterstützungsstufen wirkt der Antrieb nie aufdringlich, sondern passt sich flüssig dem Pedaldruck an. Für steilere Passagen sind genügend Reserven vorhanden, sodass die meisten Alltagsstrecken problemlos im Sitzen gemeistert werden können. Wer allerdings regelmäßig lange und steile Anstiege fährt, sollte vor dem Kauf eine Probefahrt einplanen, da sowohl das maximale Drehmoment des Motors als auch die Bandbreite des stufenlosen Getriebes systembedingt gewisse Grenzen mit sich bringen.
Akustisch hält sich das Rad dezent im Hintergrund. Der Motor läuft angenehm leise, lediglich ein leises Rasseln ist während der Fahrt dauerhaft hörbar. Dieses Geräusch stammt aber nicht allein vom Motor selbst, sondern auch von der speziell ausgelegten, robusten Kette und dem integrierten Kettenspanner. Es ist nicht störend, aber konstant präsent – insbesondere bei leisem Umgebungsgeräusch.
Das Fahrverhalten insgesamt ist angenehm wendig. So sorgt der mit 62 cm relativ schmale Lenker für ein agiles Lenkgefühl, ohne dass das Rad dabei nervös wirkt. Und die Sitzposition ist eher aufrecht und damit komfortabel, was dem Einsatz als Pendler- und Alltagsrad entgegenkommt. Das gewogene Gesamtgewicht von rund 26,6 Kilogramm in Größe M macht sich beim Fahren kaum bemerkbar – zumindest dann, wenn der Akku voll ist. Denn sinkt die Akkukapazität auf unter 20 Prozent, wird der Turbo-Modus deaktiviert und bei unter 10 Prozent steht nur noch der Eco-Modus zur Verfügung. Hier ist das Bike tatsächlich eher träge zu bewegen. Umso erfreulicher daher, dass die Gesamtkapazität des Akkus so hoch ist!



Was den Fahrkomfort betrifft, zeigt das Rad kleinere Schwächen. Die Headshock-Federung an der Front bietet zwar eine gewisse Dämpfung, spricht bei kleineren Unebenheiten jedoch recht grob an. Bei stärkeren Schlägen oder Schlaglöchern stößt das System hingegen schnell an seine Grenzen und kann harte Stöße nicht vollständig abfangen. Die relativ schmalen 38 mm-Reifen tragen zusätzlich nur begrenzt zur Federung bei – im Vergleich zu breiteren Reifen ähnlicher Urban Bikes ist der Komfort spürbar geringer. Eine Kombination aus voluminöseren Reifen mit geringerem Luftdruck sowie einer gefederten Sattelstütze könnte hier Abhilfe schaffen. Letztere lässt sich immerhin problemlos nachrüsten.
Ein weiterer Punkt, den man beachten sollte, ist der vergleichsweise hohe Durchstieg. Trotz des Trapezrahmens muss das Bein beim Auf- und Absteigen recht weit gehoben werden – für Personen mit eingeschränkter Beweglichkeit kann das etwas umständlich sein.

Fazit
Das Decathlon BTWIN LD920E LF überzeugt als fortschrittliches E-Bike für den urbanen Alltag. Der innovative Antrieb sorgt für ein angenehmes Fahrerlebnis, während die automatische Schaltung den Aufwand minimiert – man kann sich somit ganz aufs Fahren konzentrieren. Die Ausstattung ist durchdacht und umfangreich, das Design modern und aufgeräumt. Kritikpunkte gibt es nur im Detail: Etwas mehr Fahrkomfort und ein Systemgepäckträger wären wünschenswert.
Doch das ist Jammern auf hohem Niveau, denn auch der Preis ist eine echte Ansage: Nur 2.499 Euro verlangt Decathlon für dieses Bike – womit es nicht billig, aber durchaus preiswert ist.
Alternativ kann man sich auch das Allroad-Modell Rockrider E-ACTV 900 anschauen – dieses punktet zwar beim Komfort, bietet dafür aber nicht den cleanen Look des LD920E. Kaufen kann man beide Modelle direkt hier im Onlineshop von Decathlon, mit Lieferung nach Hause oder Abholung in der Filiale.