Als „High-End-Familien-Lastenfahrrad“ preist Tenways das neue Cargo One an, das einem breiten Kundenkreis ein herausragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten soll. Eigenschaften, die wir in ähnlicher Form bereits von anderen Modellen des Herstellers kennen und die uns auch im Test überzeugen konnten (etwa hier beim Tenways CGO 600 Pro oder hier beim Tenways AGO T). Ob auch beim neuen Cargo Bike diese Kombination aus Top-Ausstattung zum fairen Preis so gut gelingt, zeigt unser erster Test.
Design
Mit seiner großen Ladefläche zwischen Vorderrad und Lenker gehört das Cargo One zu den typischen Long John-Lastenrädern, bringt aber – typisch für Tenways – einige besondere Design-Elemente mit. Auffälligste Merkmale sind dabei sicherlich die beiden Positionslichter an der Front der Transportbox. Sie geben dem Bike nicht nur einen eigenständigen Look, sondern dienen auch der Sicherheit im Straßenverkehr: schließlich leuchten sie nicht nur dauerhaft, sondern lassen sich auch als Blinker beim Abbiegen benutzen!
Die geräumige Transportbox aus expandiertem Polypropylen (EPP) verfügt am oberen Rand über einen austauschbaren Rahmen, der in verschiedenen Farben erhältlich ist und mit dem sich da Bike farblich individualisieren lässt. Im Lieferumfang ist jeweils eine Abdeckung in schwarz und in grün dabei. Selbstbewusst ziert das Logo von Tenways die Front der Box, welches auch an anderen Stellen zu finden ist. Zum Beispiel am Akku, wo das Logo es ebenso als Anzeige des Akkustands genutzt wird – dort wird dann aus dem E im Logo dann ein Batterie-Symbol mit bis zu drei Balken.
Im Rahmen des Bikes ist der Akku formschön vertikal hinter der Transportbox integriert, kann aber auch bequem entnommen werden. Auch der Hinterbau gefällt mit seiner waagerechten Kettenstrebe, die fast nahtlos am Tiefeinsteiger-Rahmen fortgeführt wird. Zu diesem aufgeräumten Look passt natürlich auch der Antrieb mit Nabenschaltung und Zahnriemen sowie dem, für Lastenrad-Verhältnisse recht kompakten, Mittelmotor von Bafang.
Ausstattung
Mit dem elektrischen Antrieb geht Tenways am Cargo One ungewöhnliche Wege: do kommt der hierzulande recht selten verbauten Bafang M600 zum Einsatz, welcher satte 120 Nm Drehmoment leistet. Zwar dürfte diese Leistung wegen der stufenlosen Nabenschaltung von Enviolo etwas gedrosselt sein, die aber immerhin bis zu 100 Nm verkraften soll. Doch auch damit übertrumpft der Antrieb andere Mitbewerber, etwa den populären Bosch Cargo Line mit seinen 85 Nm, deutlich. Komplettiert wird der Antrieb vom Gates CDX Carbon-Riemenantrieb, der eine hohe Wartungsfreiheit verspricht.
Kraftvoll wie der Motor zeigt sich auch die Bremsanlage von Tektro, die aus hydraulischen 4-Kolben-Scheibenbremsen besteht. Und ebenso potent ist der Akku mit seiner mächtigen Kapazität von 960 Wh!
Für hohen Fahrkomfort bietet das Cargo One eine gefederte Sattelstütze und eine Federgabel am Vorderrad. Zudem ist die Bereifung des 26″ großen Hinterrads und dem 20″ kleinen Vorderrad mit 55 mm ausreichend breit gewählt, die Reifen stammen aus der pannensicheren Big Ben Plus-Serie von Schwalbe.
Ergänzend zu den Positionslichtern an der Front sind auch ein „richtiger” Scheinwerfer samt Rücklicht installiert, ebenso kommt das Bike ganz alltagstauglich mit Schutzblechen und einem stabilen Ständer.
Bedienung
Da gerade Lastenräder auch häufig von mehreren Personen bewegt werden, ist die korrekte Einstellung der Sitzposition für die meisten der erste Schritt vor dem Start der Fahrt. Das Cargo One macht es einem möglichst einfach, da der Vorbau mit einem Handgriff zweidimensional verstellbar ist. Bedeutet: mit dem Lösen des Schnellverschlusses lässt sich der Lenker sowohl in Höhe als auch im Winkel direkt anpassen. Die Höhe des Sattels kann hingegen über einen konventionellen Schnellspanner eingestellt werden.
Zur Steuerung des elektrischen Antriebs ist am Cargo One ein kompakter Taster verbaut, den wir bereits aus dem Test des AGO T kennen. Bereits dort konnte dieser mit guten Druckpunkt und seiner gummierten Oberfläche überzeugen, neu ist hier aber die Zusatzfunktion des Blinklichts. Mit einem Klick nach links oder rechts lässt sich so der Blinker ganz einfach steuern. Alle Infos zur Fahrt liefert das große Farbdisplay, das mittig am Lenker verbaut ist und welches auch die aktuelle Akkukapazität prozentgenau anzeigt (man ist also nicht auf die eingangs erwähnte Anzeige am Akku selbst angewiesen).
Zur Anpassung der Übersetzung des stufenlosen Enviolo-Getriebes dreht man einfach am Lenkergriff links: eine kleine Anzeige symbolisiert dort ganz intuitiv, ob es die richtige Einstellung für flache Strecken oder bergiges Gelände ist.
Für einen einfacheren Einstieg der Kids in die Cargo-Box ist seitlich eine Öffnung vorhanden, die dann als Trittstufe genutzt werden kann. In der Box angelangt, finden zwei Kinder nebeneinander Platz auf einer ebenso aus EPP gefertigten Bank mit integriertem Gurtsystem. Eine Polsterung der Sitzfläche gibt es nicht ab Werk – wer möchte, kann sicherlich nachträglich noch eine Polsterung anbringen. Die Bank lässt sich aber auch ganz einfach entnehmen, womit da Cargo One dann zum wirklichen Lastentransporter wird. In beiden Fällen profitiert man vom breiten Ständer, der dem Bike einen sicheren Stand ermöglicht. Auch schön: an der austauschbaren Abdeckung oben an der Box lässt sich ein Regendach anbringen, das ebenso zum Lieferumfang gehört.
Fahreindruck
Besonderes Augenmerk liegt hier in erster Linie auf dem Antrieb, da der Motor von Bafang bislang eher selten anzutreffen ist. Nach den ersten Metern muss man sich darüber aber doch etwas wundern, denn dieser überzeugt mit einem feinfühligen Ansprechverhalten, recht leiser Arbeitsweise und seiner starken Gesamtleistung! Gerade diese Power weiß man bei einem solchen Lastenrad zu schätzen, insbesondere wenn man das zulässige Gesamtgewicht von 250 kg berücksichtigt (leer wiegt das Bike 55 kg). Das stufenlose Getriebe von Enviolo harmoniert gut mit dem starken Antrieb und bietet mit dem Übersetzungsbereich von 380 % ausreichend Reserven, um auch steilere Anstiege bezwingen zu können.
Gemessen an den stets etwas gewöhnungsbedürftigen Lenkeigenschaften eines Long John-Bikes lässt sich das Cargo One präzise steuern, die Lenkung ist hier übrigens mit einer Lenkstange umgesetzt. Auch an den Bremsen gibt es nichts zu bemängeln: diese packen kräftig zu, lassen sich dabei aber gut dosieren.
Absolut begrüßensert ist die Integration des Blinkers – schließlich nimmt man bei einem solch großformatigen Bike eher ungern den Arm vom Lenker, um seinen Abbiegewunsch zu signalisieren. Warum aber ein solches Blinklicht nur an der Front, nicht aber auch am Heck verbaut wurde, ist in diesem Zusammenhang etwas verwunderlich.
Fazit
Auch bei ihrem neuesten Model bleibt sich Tenways treu und bietet ein Bike, das attraktives Design, überzeugende Technik und einen durchaus fairen Preis vereint. Für 4.999 Euro erhält man einen der stärksten Antriebe mit sehr großem Akku, sauberem Riemenantrieb und dem stufenlosen Enviolo-Getriebe – was in dieser Preisklasse durchaus beachtlich ist. Dazu kommen clevere Ideen wie die coolen Positionslicher mit Blinker, die austauschbare Abdeckung der Cargobox oder das im Handumdrehen anpassbare Cockpit. In Summe kann man Tenways damit zu einen gelungenen Einstieg ins Lastenrad-Segment gratulieren!
Wie gewohnt lässt sich auch das neue Cargo One direkt hier bei Tenways bestellen, die Lieferung erfolgt dann bequem und komplett zusammengebaut an die Haustüre. Im Lieferumfang dabei sind auch das große Regenverdeck und der Abdeckrahmen für die Box; die Lieferung soll pünktlich zum Frühling Mitte März erfolgen.