Mit dem One hat Lemmo bereits ein attraktives Smart-Bike auf dem Markt, welches wir bereits hier in der aktuellen MK2-Version getestet hatten. Nun ist mit dem Max aus der Dynamic Edition eine neue Version seines beliebten Smart-Bikes One verfügbar, die mehr Leistung und Geländetauglichkeit verspricht. Doch wie schlägt sich das Modell im Alltag – und lohnt sich der Aufpreis? Unser Test gibt die Antwort.

Design
Das Lemmo One Max bleibt seiner klaren Linienführung treu und setzt auf den bewährten, nahtlos verklebten Rahmen – eine aus dem Automobilbau stammende Technik, die für ein besonders cleanes und hochwertiges Erscheinungsbild sorgt. Ein Blickfang ist zudem der ungewöhnlich platzierte Akku im vorderen Rahmendreieck, dessen stoffbespannte Oberfläche das Design zusätzlich aufwertet. Ebenso durchdacht integriert sind der Vorbau mit seiner nahezu unsichtbaren Smartphone-Halterung und die gefederte Sattelstütze, deren Dämpfung unauffällig im Inneren verborgen liegt. Beide Elemente fügen sich harmonisch ins Gesamtbild ein und unterstreichen das clevere Design des Bikes.
Visuell setzt die Max-Variante allerdings auf einen dynamischen und prägnanten Look. So ziehen sich auffällige gelbe Akzente durch das gesamte Design – vom Gepäckträger über den Schriftzug am Unterrohr bis hin zu den Felgen. Dazu passt dann auch die schwarze Federgabel an der Front, die – verglichen mit der schlanken Ästhetik einer Starrgabel – einen gewissen Bruch im Design darstellt. Doch unterstreicht sie, auch in Verbindung mit der groben Bereifung, den sportlicheren Look des Bikes.

Ausstattung
Grundsätzlich ähnelt der elektrische Antrieb des Max dem des regulären Lemmo One – dennoch gibt es einige Unterschiede. Beginnen wir mit dem Akku: Zum Einsatz kommt das bekannte Smartpac mit einer Kapazität von 540 Wh, das sich bequem aus dem Rahmen entnehmen lässt. Dadurch kann es nicht nur einfach aufgeladen, sondern auch als Powerbank genutzt werden. Zwei USB-Anschlüsse mit einer Ladeleistung von bis zu 65 Watt ermöglichen dann beispielsweise das Laden eines Laptops.
Eine Neuerung betrifft jedoch den Motor: Wie gewohnt setzt Lemmo auf einen Nabenmotor im Hinterrad, doch in der Dynamic Edition des Max bietet mit 56 Nm ein höheres Drehmoment als das reguläre Lemmo One mit seinen 40 Nm. Erfreulich auch, dass der praktische Dual-Modus erhalten bleibt – über eine Drehkappe an der Achse lässt sich der Motor entkoppeln, sodass das Bike wie ein klassisches Fahrrad ohne zusätzlichen Widerstand gefahren werden kann.



Für eine optimale Leistungsentfaltung sorgt ein Drehmomentsensor, der die Tretkraft misst und die Motorunterstützung entsprechend anpasst. Das monochrome Display am Oberrohr liefert Basis-Infos zum Antrieb, während detailliertere Daten über Lemmos App abrufbar sind. Hierfür gibt es am Vorbau eine ausklappbare Universalhalterung für das Smartphone.
Viele smarte Funktionen bleiben auf den ersten Blick aber verborgen: So ermöglicht ein integrierter GPS-Sensor die Ortung des Bikes, während ein Lautsprecher als elektronische Klingel dient – die inzwischen deutlich lauter als zuvor ihren Warnton von sich gibt. Doch wird der Lautsprecher auch den Alarmton der Diebstahlsicherung genutzt, die durch einen Bewegungssensor aktiviert wird. Zusätzlich gibt es eine mechanische Sperre am Hinterrad, die es blockiert und so vor Diebstahl schützt. Letztlich ist das Lemmo auch für Apples „Wo ist?“-Neztwerk zertifiziert, womit es sich auch darüber tracken lässt.



Verglichen damit erscheinen die übrigen Fahrradkomponenten fast unspektakulär – doch auch hier hat das Max-Modell einiges zu bieten. Die hochwertige RockShox Rudy Ultimate XPLR-Federgabel aus dem Gravel-Bereich sorgt mit 30 mm Federweg für zusätzlichen Komfort. Dazu passend rollt das Bike auf 47 mm breiten Continental Terra Trail-Reifen, die sowohl auf Asphalt als auch auf Schotter überzeugen. Und für den Einsatz auf unterschiedlichem Terrain ist auch die Kettenschaltung aus Shimanos Deore-Serie eine gute Wahl, die mit ihren 10 Gängen und der 11–42er Kassette eine angenehm große Bandbreite bietet.
Für den Pendler-Alltag ist das Dynamic Max mit umfangreichen Ausstattung versehen: Kunststoff-Schutzbleche, ein Fahrradständer, ein Rücklicht mit Bremslicht-Funktion und ein abnehmbarer Scheinwerfer – der sich dann auch als Taschenlampe nutzen lässt. Der markant lackierte Aluminium-Gepäckträger am Heck verzichtet auf ein spezielles Haltesystem, wodurch sich beliebige Packtaschen flexibel befestigen lassen.



Bedienung
Angesichts der zahlreichen Funktionen ist es wenig überraschend, dass die Software bei Lemmo eine zentrale Rolle spielt. Umso erfreulicher ist es, dass sie kontinuierlich verbessert wird – einschließlich regelmäßiger Firmware-Updates für das Bike und das Smartpac. Erst kürzlich wurde etwa der Standby-Stromverbrauch des Smartpacs optimiert.
Trotz der starken Software-Integration bleibt das Bike auch ohne Smartphone in seinen Grundfunktionen voll nutzbar. So lassen sich über die kompakten Taster am Lenker Fahrmodi durchschalten, die elektronische Klingel aktivieren, das Licht ein- und ausschalten sowie ein Boost-Modus nutzen, der kurzzeitig die volle Motorleistung freisetzt – ideal für schnelle Ampelstarts oder Anfahrten am Berg. Die Taster sind trotz ihrer geringen Größe gut erreichbar und bieten einen angenehmen Druckpunkt. Zusätzlich können sie auch zum Sperren des Bikes verwendet werden, wobei gleichzeitig das Hinterrad verriegelt wird.



Spätestens für erweiterte Einstellungen greift man dann aber doch zur Smartphone-App. Hier lassen sich Funktionen wie die Alarmanlage aktivieren, eine automatische Sperrzeit nach Inaktivität festlegen oder auch das Bikes via GPS orten. Die Dashboard-Ansicht zeigt während der Fahrt alle relevanten Informationen übersichtlich an und es gibt die Möglichkeit, gefahrene Strecken aufzuzeichnen – eine integrierte Navigation fehlt allerdings weiterhin. Dank der Universal-Befestigung im Vorbau lässt sich dabei nahezu jedes Smartphone sicher befestigen, auch auf unebenem Untergrund hält es darin stabil.
Das Entnehmen des Smartpac-Akkus gestaltet sich unkompliziert: Nach Drücken des Entriegelungsknopfes kann der Akku entlang seiner Führungsschiene nach unten geschoben und herausgenommen werden. Eine Schutzlasche deckt anschließend die Kontaktanschlüsse am Bike ab, um sie vor Witterungseinflüssen zu schützen. Auch beim Diebstahlschutz wurde mitgedacht: Der Smartpac kann elektronisch per App gesperrt werden, wodurch er mechanisch fest mit dem Bike verbunden bleibt – ein klassischer Schlüssel ist dafür nicht nötig.
Wer auf die E-Unterstützung verzichten möchte, kann den Akku einfach zu Hause lassen und den Motor mithilfe eines Stellrads auf „M“ für mechanischen Betrieb umschalten. Praktischerweise bleiben dann die Lichtanlage und das Display im Oberrohr dennoch aktiv – dank eines integrierten Zweitakkus, der sich automatisch auflädt, sobald das Smartpac wieder im Bike steckt.
Fahreindruck
Bereits auf den ersten Metern bestätigt das Bike, was sein dynamisches Design verspricht: Das höhere Drehmoment des Motors macht sich direkt beim Anfahren bemerkbar und sorgt für eine flinke Beschleunigung. Dennoch bleibt die Kraftentfaltung angenehm natürlich – ein Verdienst des Drehmomentsensors, der die Unterstützung harmonisch an die eigene Tretleistung anpasst.
Die 25 km/h sind schnell erreicht, wo der Motor seine Unterstützung sanft und ohne spürbaren Übergang zurücknimmt. Dank der großen Bandbreite der Kettenschaltung lässt sich das Tempo darüber hinaus dann noch mit eigener Kraft weiter steigern. Doch auch an Steigungen spielt der Motor seine zusätzliche Leistung voll aus: Selbst anspruchsvolle Anstiege meistert das Max-Modell für einen solch kompakten Nabenmotor überraschend gelassen – auch hier natürlich dank der Kettenschaltung, die sich zudem erfreulich präzise und schnell schalten lässt.

Spätestens auf unebenem Terrain schlägt die Stunde der Federgabel. Sie spricht sensibel an, reagiert schnell auf Unebenheiten und sorgt für eine spürbar komfortable und kontrollierte Fahrt. Ergänzt wird das angenehme Fahrgefühl durch die großvolumigen Reifen, die guten Grip und mit angepasstem Luftdruck eine effektive Dämpfung bieten. Trotz ihres groben Profils rollen sie auf glatten Straßen aber erstaunlich leicht und leise. Passend übrigens zum Motor, der akustisch kaum wahrnehmbar seinen Dienst verrichtet.
Zum agilen Fahreindruck trägt aber auch das vergleichsweise geringe Gewicht bei. Zwar ist das Max mit 20,3 kg (gewogen am Testrad in der Größe L inklusive dem Smartpac-Akku mit seinen 3 kg) etwas schwerer als das reguläre Lemmo One – doch profitiert es auch hier von der gesteigerten Leistung des Motors.
Auch die Sitzposition mit dem gefederten Sattel trägt zur hohen Fahrqualität bei. Dabei ermöglicht der leicht erhöhte Riser-Lenker eine eher aufrechte und dadurch entspannte Haltung. Hier zeigt sich, dass das Bike seine Wurzeln im urbanen Bereich hat – kombiniert mit der Allroad-Tauglichkeit des Max-Modells.
Fazit
Mit dem One Max erweitert Lemmo sein Angebot um eine gelungene Allroad-Variante. Die innovativen Features bleiben ebenso faszinierend wie beim Standardmodell, erfordern aber nach wie vor eine gewisse Technik-Affinität. Somit bietet das Max die bewährten Stärken des regulären Lemmo One – ergänzt um spürbare Vorteile für Fahrten abseits asphaltierter Straßen.
Allerdings hat die zusätzliche Vielseitigkeit ihren Preis: so liegt die Max Variante mit 3.490 Euro aktuell gut 900 Euro über der Urban Edition. Wer jedoch häufig auf Schotterwegen unterwegs ist oder regelmäßig steilere Anstiege bewältigt, dürfte den Mehrwert schnell zu schätzen wissen. Zumal die hochwertigen Komponenten, allen voran die RockShox-Federgabel, für ein spürbares Plus an Komfort und Kontrolle sorgen. Und obendrein gibt es den markanten Look als echtes Statement dazu.
Diese und alle weiteren Varianten des Lemmo One lassen sich direkt auf der Website von Lemmo konfigurieren und bestellen.