Bereits im letzten Jahr hatten wir das Lemmo One hier ausführlich getestet und konnten an dem smarten Bike nur wenige Kritikpunkte finden. Genau diese will Lemmo mit der neuen MK2-Variante behoben haben – und bietet zudem mit neuem Zubehör mehr Komfort und Funktionalität. Ob diese Neuerungen das Bike nun zu einem Smart Bike ohne Schwächen machen muss das Lemmo One MK2 ST im Test zeigen.



Design
Keine Überraschungen gibt es beim Design des Lemmo One, welches auch in seiner MK2-Variante identisch mit dem ursprünglichen Modell ist. Erfreulich, denn der Look des Bikes konnte schon vom Start weg überzeugen! Dies gilt auch für unser Testrad mit dem Zusatz „ST“, das mit seinem abgesenktem Oberrohr die kleinste Rahmengröße darstellt und sich besonders für Fahrerinnen und Fahrer zwischen 160 und 185 cm Körpergröße eignet. Charakteristisch ist auch hier das zum Hinterrad durchlaufende Oberrohr, bei dem die Sitzstrebe nach innen versetzt ist.
Ebenso ungewöhnlich ist die Platzierung des Akkus, der im vorderen Rahmendreieck sitzt und mit seinem grauen Stoffbezug kaum als solcher wahrgenommen wird. Auch sonst ist der elektrische Antrieb unauffällig integriert – der kompakte Nabenmotor im Hinterrad, das puristische Display im Oberrohr und die beiden Taster am Lenker sind eher auf den zweiten Blick sichtbar.
Zum cleanen Look des Bikes tragen auch andere Details bei: so werden die Kabel und Leitungen direkt am Lenker in den Rahmen geführt, am schlanken Gepäcktaschenhalter ist ein sehr kompaktes Rücklicht verbaut und der Scheinwerfer an der Front ist in den Rahmen integriert – und kann von dort sogar entnommen werden, um als Taschenlampe eigens integriertem Akku genutzt zu werden.
Und dann sind da noch die neuen Zubehörteile für mehr Komfort und Funktionalität: Zum einen die gefederte Sattelstütze, deren Federung unsichtbar im Inneren des Sattels verbaut ist. Außerdem ein Vorbau mit eingebauter Smartphone-Halterung, mit dem sich jedes beliebige Smartphone nutzen lässt. An diesen eigens entwickelten Teilen zeigt sich einmal mehr der hohe Designanspruch von Lemmo.

Ausstattung
Zwar ist auch der elektrische Antrieb beim MK2-Modell grundsätzlich unverändert zum Vorgänger – und trotzdem findet sich dort eine bedeutende Neuerung! So kommt das neue Lemmo One wieder mit dem 40 Nm starken Nabenmotor im Hinterrad, der sich weiterhin vom Freilauf entkoppeln lässt. Durch diesen Dual Mode Hub kann das Bike auch ohne Akku wie ein herkömmliches „analoges” Fahrrad gefahren werden, ohne dass der inaktive Motor dabei bremsen könnte. Der Smartpac genannte Akku bietet eine ordentliche Kapazität von 540 Wh, lässt sich entnehmen und kann dann mit seinen beiden USB-Anschlüsen als Powerbank genutzt werden. Ganz neu ist nun aber der Drehmomentsensor für den E-Antrieb, mit dem eine natürlichere Motorsteuerung möglich wird. Sehr gut, denn gerade bei diesem Thema zeigte der Vorgänger seine Schwächen!
Mit Schutzblechen, Gepäcktaschenhalter und Seitenständer bietet das Lemmo One eine umfangreiche Alltagsausstattung, die kaum Wünsche offen lässt. Auch eine Klingel ist verbaut, allerdings in Form eines Tasters an der rechten Seite des Lenkers. Der Warnton wird dann über einen integrierten Lautsprecher ausgegeben. Dieser gibt zudem das Alarmsignal der Diebstahlsicherung wieder – denn ja, das Lemmo One ist ein echtes Smart Bike!
So lässt sich das Bike dank eines integrierten GPS-Sensors über das Smartphone in der Lemmo App tracken, zudem ist das MK2-Modell nun auch für Apples „Wo ist?“-Netzwerk zertifiziert und kann über Apples gleichnamiger App geortet werden. Damit das Bike aber erst gar nicht gestohlen wird, ist am Hinterrad ein mechanisches Schloss verbaut. Dieses wird elektronisch gesteuert wird, weshalb nichtmal ein Schlüssel nötig ist!



Die Lichtanlage besteht aus einem kompakten Rücklicht, welches bei Verzögerung eine Bremslichtfunktion bietet. Auch der Schweinwerfer an der Front dient mit seinen 20 Lux eher dem gesehen werden, denn einen vollwertigen Scheinwerfer ersetzt das kleine Licht kaum. Seine Zweitfunktion als entnehmbare Taschenlampe ist zwar gut gemeint, im Alltag wird man dies aber nur selten nutzen. Es wäre schön, wenn Lemmo hier ein vollwertigen Scheinwerfer als Zubehör anbieten würde – dank der modularen Bauweise könnte ein solcher ja recht einfach nachgerüstet werden.
Der am Testrad verbaute Komfortlenker, die gefederte Sattelstütze mit Sattel und der Vorbau mit integrierter Smartphone-Halterung sind optionale Zubehörteile. Damit lassen sich alle Generationen des Lemmo One nachrüsten, nur die aktuelle Special Urban Edition verfügt bereits serienmäßig über diese Teile.
Bedienung
Dass das Smartphone beim Lemmo One eine zentrale Rolle einnimmt, haben wir schon beim Test des Vorgängers bemerkt. So lassen sich alle Funktionen des Bikes über die kostenlose App steuern, welche inzwischen einen durchaus guten Eindruck hinterlässt. Grundlegende Funktionen können aber auch ohne das Smartphone erledigt werden: mit gleichzeitigem Druck auf die beiden Taster am Lenker lässt sich das Bike entsperren bzw. sperren, während der Fahrt dient dann der rechte Taster zum Wechsel zwischen den drei Fahrmodi. Mit einem Tastendruck schaltet man eine Fahrstufe höher, ein doppelter Tastendruck bringt einen wieder zurück in einen schwächeren Fahrmodus. Visuelles Feedback gibt das kompakte und monochrome Display am Oberrohr, das die Fahrstufe und den Akkustand anzeigt.
Die Entnahme dieses Smartpac-Akkus gelingt recht einfach: nach einem Druck auf den Entriegelungsknopf lässt sich der Akku auf seiner Führungsschiene nach unten schieben und herausnehmen. Über eine Lasche können dann die Kontaktanschlüsse am Bike verschlossen werden, damit sie gut geschützt vor Witterungseinflüssen sind. Vor dem Diebstahl des wertvollen Smartpacs braucht man sich keine Sorgen machen: dieses lässt sich elektronisch per App sperren, wodurch es mechanisch fest mit dem Bike verbunden ist. Ein klassischer Schlüssel ist auch hier nicht nötig.



Wir sehen: wenn es über die Basisfunktionen hinausgeht, muss man dann doch zur App greifen – was sich auch lohnt, da damit weitaus mehr Features zur Verfügung stehen. Dort lässt sich die Alarmanlage des Bikes aktivieren, eine automatische Sperrzeit bei Inaktivität festlegen und natürlich werden auch alle aktuellen Fahrdaten wie Geschwindigkeit und Batteriestand in der App angezeigt. Das neue Dashboard stellt zudem die aktuelle Fahrt auf einer Karte dar und speichert angeschlossene Touren ab. Es verwundert in diesem Zusammenhang ein wenig, dass Lemmo noch keine Navigationsfunktion integriert hat.
Die integrierte Smartphone-Halterund im Vorbau lässt sich erst auf den zweiten Blick erkennen. Doch klappt man zwei Laschen aus und schiebt sie auseinander, lässt sich dazwischen das Smartphone befestigen. Dieser Vorgang ist etwas komplizierter als bei gängigen Halterungs-Systemen, zeigt sich aber flexibler was unterschiedliche Smartphone-Größen angeht und erfordert zudem keine spezielle Smartphone-Hülle. Einmal eingesetzt sitzt das Gerät dann sicher am Lenker und kommt durch die feste Gummierung der Halterung auch nicht ins Wackeln.



Wer ohne E-Unterstützung unterwegs sein will, lässt den Akku daheim und kann ein Stellrad am Motor von „E“ wie elektrisch auf „M“ wie mechanisch stellen. Dann ist der Motor mechanisch vom Freilauf entkoppelt und das Hinterrad läuft ohne Widerstand etwas leichter. Auch wenn man dann ohne Akku unterwegs ist, funktionieren weiterhin die Lichtanlage und das Display am Oberrohr. Dazu hat Lemmo einen zweiten Akku integriert, der den nötigen Strom liefert und vom Smartpac wieder aufgeladen wird, sobald es ins Bike gesetzt wird.
Fahreindruck
Während wir beim Vorgänger den elektrischen Antrieb noch als „nicht besonders harmonisch“ bezeichneten, gibt das neue Lemmo One MK2 ST im Test dank seines Drehmomentsensors ein ganz anderes Bild ab. Zusammen mit dem aktuellsten Firmware-Update bietet das Bike jetzt eine deutlich feinfühligere Unterstützung, bei der die Kraft des Motors passend zum Pedaldruck bereitgestellt wird. Hier wurde also ein deutlicher Fortschritt erreicht!

Positiv ist weiterhin die sehr leise Arbeitsweise des Motors zu bemerken, auch ist vom Freilauf kein Klackern zu hören. Als kleine Kritikpunkte bleiben noch der etwas lange Nachlauf des Motors, wenn sich das Pedal nicht mehr dreht und ein leicht verzögertes Ansprechen des Motors beim Anfahren.
Hier wird man aber ohnehin ein weiteres Feature des Lemmo One schnell zu schätzen wissen: Drückt man am Lenker den rechten Taster länger, schaltet sich die Boost-Funktion zu und das Bike beschleunigt mit voller Kraft. Den Ampelstart gewinnt man damit ziemlich sicher und dabei noch völlig mühelos!



Einen guten Eindruck hinterlassen auch die neuen Zubehörteile der Komfort-Ausstattung: der ergonomisch geformte Cruiser-Lenker ermöglicht eine natürliche Griffhaltung und macht das Cockpit um 50 mm höher. Daraus ergibt sich eine angenehm aufrechte Sitzposition, welche die Fahrt auf dem Lemmo One bequem macht. Dazu trägt auch der gefederte Sattel bei, welcher 30 mm Federweg bietet und bei Straßen-Unebenheiten gute Dienste leistet.
Dank Shimanos Deore-Kettenschaltung mit 10 Gängen lassen sich auch steilere Anstiege bewältigen, zudem bietet die Schaltung genügend Bandbreite um auch jenseits der 30 km/h mit moderater Trittfrequenz voranzukommen. Damit ausgestattet erweist sich das Lemmo One als höchst flexibel, was letztlich auch im manuellen Modus vorteilhaft ist: selbst ohne elektronische Unterstützung lässt sich das Bike dank der Schaltung überraschend angenehm fahren! Hier zahlt sich auch das vergleichsweise leichte Gewicht des Bikes von unter 16 kg aus, in Kombination mit dem 3 kg schweren Smartpac wiegt das fahrfertige E-Bike dann knapp 19 kg.

Fazit
Ist das neue Lemmo One MK2 nun also ein Smart Bike ohne Schwächen? Sicherlich nicht ganz, doch ist es diesem Ziel ein gutes Stück näher gekommen! Dank des Drehmomentsensors bietet der elektrische Antrieb nun eine deutlich harmonischere Unterstützung, womit der große Kritikpunkt des Vorgängers behoben ist. Für den täglichen Einsatz ist das Lemmo One mit seiner umfangreichen Ausstattung bestens gerüstet, wo sich auch der entnehmbare Smartpac-Akku als äußerst praktisch erweist. Die neuen Komponenten der Komfort-Ausstattung schmälern keinesfalls das hervorragende Design des Bikes, machen die Fahrt mit dem Lemmo One aber deutlich bequemer.
So beeindruckend die vielen Software-Features des Lemmo One auch sind, erfordern sie vom Nutzer auch die Bereitschaft, sich mit so viel High-Tech beschäftigen zu wollen. Dazu zählen auch die zahlreichen Updates, mit denen Lemmo das Bike stetig verbessert und welche sich per App auf das Bike laden lassen.
Mit 2.289 Euro ist der Basispreis des hier getesteten Lemmo One ST durchaus günstig, dazu kommen dann noch die optionalen Komponenten der Komfort-Ausstattung des Testrads: so kostet der gefederte Sattel 119 Euro, der Cruising-Lenker 49 Euro und der Vorbau mit Smartphone-Halterung 53 Euro. Diese und alle weiteren Varianten des Lemmo One lassen sich direkt auf der Website von Lemmo konfigurieren und bestellen.