Mit dem Air 30 Ultra betritt ADO neues Terrain und präsentiert erstmals ein urbanes E-Bike mit einem Motor, der über ein integriertes Dreigang-Automatikgetriebe verfügt. Eine technische Innovation, die vielversprechend klingt – doch wie schlägt sich das Konzept in der Praxis?
In unserem Test nehmen wir das ADO Air 30 Ultra genau unter die Lupe und wollen herausfinden, ob der Automatik-Antrieb die Erwartungen erfüllt und wie sich das Gesamtpaket im Alltag bewährt.

Design
Das ADO Air 30 Ultra überzeugt mit einem eleganten Design, das durch schlanke Rahmenrohre und eine markante Kante geprägt ist. Der seidenmatte Grauton verleiht ihm einen zeitlosen Look, während die mattschwarzen Anbauteile den Rahmen nochmals hervorheben. Dank des integrierten Automatikgetriebes im Motor präsentiert sich der Antriebsstrang mit dem Riemenantrieb besonders clean – eine Ästhetik, die man sonst vor allem von Singlespeed-Bikes kennt. Das große, aber äußerst dünne Display in der Lenker-Mitte wirkt modern, und auch der kompakte Taster zur Steuerung fügt sich gut ins Gesamtbild ein. Weniger gelungen ist hingegen das Bedienteil für den Blinker, das klobig und wenig zeitgemäß erscheint. Zudem könnte die Kabelführung am Lenker noch optimiert werden, auch wenn die Leitungen bereits sauber durch den Vorbau in den Rahmen geführt werden.



Ausstattung
Als Highlight ist bei der Ausstattung sicherlich der Antrieb zu nennen, handelt es sich hierbei doch um eine echte Weltneuheit! Denn der in Zusammenarbeit mit Bafang entwickelte Nabenmotor verfügt über eine integrierte und automatische Dreigang-Nabenschaltung. Bisher gab es solch eine Kombination nur mit Zweiganggetriebe, etwa in den Pro-Modellen von ADO. Der große Vorteil dieser integrierten Lösung liegt in der Wartungsfreiheit sowie im Schutz vor Schmutz und Wasser. Zudem kann dieser H730-Motor mit seinen 40 Nm Drehmoment auch mit einem Riemenantrieb kombiniert werden, der ebenso sauber, leise und wartungsfrei arbeitet – hier allerdings nicht vom Marktführer Gates stammt. Auch gut: dank des Drehmomentsensors wird eine sehr natürliche Unterstützung des Motors ermöglicht.
Mit einer Dicke von nur rund 5 cm ist der Akku im Unterrohr besonders schmal gehalten, was zur schlanken Optik des Bikes beiträgt. Trotz seiner kompakten Bauweise verfügt er über eine ordentliche Kapazität von 370 Wh. Praktischerweise lässt er sich zum Laden auch entnehmen.



Als urbanes Commuter-Bike für den Alltag verfügt das Rad über stabile Aluminium-Schutzbleche, einen soliden Gepäckträger und eine Lichtanlage. Clever ist das Rücklicht mit integrierter Blinker-Funktion, die Abbiegevorgänge signalisiert – allerdings nur hinten, was dann etwas inkonsequent wirkt. Für Komfort sollen 40 mm breite Reifen sowie eine gefederte Sattelstütze sorgen, um Unebenheiten abzudeämpfen. Für die Verzögerung sorgt eine hydraulische Scheibenbremsanlage von Tektro.
Dank seinem Smart-Modul im Oberrohr des Bikes verfügt das Air 30 Ultra über Bluetooth-Konnektivität zum Smartphone und der dazugehörigen ADO-App. Zudem ist dort auch der GPS-Sender platziert, mit dem sich das Bike – beispielsweise im Falle eines Diebstahls – orten lässt.
Bedienung
Das Beste zuerst: Das Automatikgetriebe macht Gangwechsel überflüssig – einen Schalthebel sucht man daher vergeblich. Stattdessen übernimmt die Schaltung selbstständig die Arbeit und wechselt von allein bei 13 km/h in den zweiten und bei 22 km/h in den dritten Gang. Dadurch ist die Bedienung ebenso einfach wie bei einem Singlespeed-E-Bike. Die Steuerung des elektrischen Antriebs erfolgt über den kompakten Taster am Lenker, mit dem sich die drei Fahrmodi auswählen lassen. Alle relevanten Informationen werden dann auch fem 3,5-Zoll großen Farbdisplay übersichtlich dargestellt, wobei jeder Fahrmodus durch eine eigene, gut erkennbare Farbe hervorgehoben wird.
Wer mehr Anpassungsmöglichkeiten wünscht, kann über die ADO-App zusätzliche Funktionen nutzen. Hier lassen sich anstelle der drei auch fünf Fahrmodi aktivieren, um die Unterstützungsstufen etwas feiner abzustimmen. Zudem lässt sich die Gesamtleistung des Antriebs zwischen Eco und Sport an die eigenen Vorlieben anpassen.
Ein weiteres praktisches Feature ist die GPS-Ortung des Bikes, die im Test zuverlässig funktionierte. Die in die App integrierte Navigation mit Google Maps soll theoretisch auch auf dem Display des Bikes angezeigt werden, was im Test jedoch nicht wie vorgesehen klappte – ein zukünftiges Update bessert dies hoffentlich nach.



Kaum Worte sind übrigens zur Handhabung des Akkus zu verlieren: die Entnahme und das Wiedereinsetzen gestaltet sich erfreulich unkompliziert und funktioniert problemlos.
Fahreindruck
Mit flachem Vorbau und geradem Lenker sorgt die Geometrie des Bikes für eine eher gestreckte und sportliche Sitzposition, die aber gut zum Charakter des Rads passt. Und mit meiner Körpergröße von 185 cm passt der Unisize-Rahmen ziemlich perfekt (ADO selbst empfiehlt den Rahmen für Personen zwischen 165 und 200 cm Größe, was vor allem am unteren Ende sicherlich etwas optimistisch erscheint).
Sportlich zeigt sich vor allem auch die neue Motor-Getriebe-Einheit: In der Ebene schaltet das Getriebe schnell und nahezu unmerklich durch die Gänge, sodass man mühelos die 25 km/h-Marke erreicht. Die sanfte Abschaltung des Motors erfolgt kaum merklich, und man kann nach eigenen Kräften weiter beschleunigen. Bemerkenswert: auch über 30 km/h kann man in der Ebene noch angenehm in die Pedale treten. Hier zeigt sich der Vorteil der langen Übersetzung mit dem großen 55-Zähne-Kettenblatt – während man bei vielen Singlespeed-E-Bikes an dieser Stelle bereits unangenehm schnell strampeln müsste, bleibt das Fahren hier noch angenehm effizient.



An steilen Anstiegen hingegen zeigt sich, dass der Vortrieb trotz Gangschaltung eher an typische Singlespeed-E-Bikes erinnert. Zwar bewältigt das ADO Air 30 Ultra auch diese, doch wäre für eine spürbare Erleichterung eine kürzere Übersetzung mit kleinerem Kettenblatt sinnvoll.
Wer hingegen vor allem in flachem Terrain unterwegs ist, profitiert aber klar vom Geschwindigkeitsvorteil. Dass die Gangwechsel automatisch vonstatten gehen, ist sicherlich ein Komfortgewinn. Allerdings bedeutet dies natürlich auch, dass man auch nicht einfach mal manuell einen Gang runterschalten kann. Im Testalltag war dieser Umstand allerdings schnell verinnerlicht und hat sich auch nicht als störend erwiesen. Und ganz egal ob flach oder steil – die leise Arbeitsweise des Motors und die sanften Gangwechsel begeistern auf jedem Meter.
Mit einem Gewicht von 21,2 kg gehört das Bike zwar nicht zu den absoluten Leichtgewichten, doch angesichts der Ausstattung, des herausnehmbaren Akkus und der naturgemäß etwas schwereren Motor-Getriebe-Einheit ist das ein solider Wert. Auch der Fahrkomfort entspricht dem, was man von einem eher sportlich ausgelegten Bike erwartet – die Abstimmung ist somit eher straff. Dank der gefederten Sattelstütze werden Unebenheiten jedoch etwas abgefangen, sodass das Air 30 Ultra nicht unangenehm hart wirkt.

Fazit
Mit dem AIR 30 Ultra haben ADO und Entwicklungspartner Bafang ein innovatives E-Bike auf die Räder gestellt. Besonders beeindruckend ist der Antrieb, der erstmals einen Nabenmotor mit einem automatischen 3-Gang Getriebe kombiniert. Die sanften Schaltvorgänge, die leise Arbeitsweise, die präzise Dosierung der Motorleistung und der Komfort des automatischen Schaltens sorgen für ein stimmiges Fahrerlebnis. Doch auch abseits des Antriebs kann das Bike überzeugen: Das ansprechende Design, die umfangreiche Ausstattung und der attraktive Preis machen es besonders interessant. Zum Marktstart wird es über die Crowdfunding-Plattform Indiegogo angeboten – für vergleichsweise günstige 1.599 Euro!